Ex-Audi-Chef Stadler kündigt in Betrugsprozess Geständnis an!
München - Er wird reinen Tisch machen! Der frühere Audi-Chef Rupert Stadler (60) hat im Betrugsprozess um manipulierte Abgaswerte bei Dieselautos ein Geständnis angekündigt.
Er stimme dem Verständigungsvorschlag des Gerichts zu, sagte sein Verteidiger Thilo Pfordte am Mittwoch vor dem Landgericht München.
Die Wirtschaftsstrafkammer hatte Stadler bei einem umfassenden Geständnis und Zahlung von 1,1 Millionen Euro eine Bewährungsstrafe in Aussicht gestellt. Auch die zuständige Staatsanwaltschaft stimmte ebenjenem Vorschlag des Gerichts zu.
Damit sei eine Verständigung zustande gekommen, stellte der Vorsitzende Richter Stefan Weickert fest.
Das Geständnis will Stadler dem Gericht in zwei Wochen vortragen, wie sein Verteidiger sagte. Das Urteil ist nicht vor Pfingsten zu erwarten.
Stadler hatte jahrelang seine Unschuld beteuert und war davon auch in dem seit zweieinhalb Jahren laufenden Prozess zunächst nicht abgerückt. Aber nach vorläufiger Einschätzung der Wirtschaftsstrafkammer dürfte der 60-Jährige spätestens im Juli des Jahres 2016 erkannt haben, dass die Abgaswerte manipuliert gewesen sein könnten.
Rupert Stadler droht Freiheitsstrafe wegen Betruges durch Unterlassen
Statt der Sache entsprechend auf den Grund zu gehen und darüber hinaus die Handelspartner zu informieren, habe er den Verkauf der Autos jedoch bis Anfang des Jahres 2018 weiterlaufen lassen.
Daher komme für ihn eine Freiheitsstrafe wegen Betruges durch Unterlassen in Betracht - bei einem umfassenden Geständnis und Zahlung von 1,1 Millionen Euro allerdings auch auf Bewährung.
Nach der Verständigung will das Gericht Stadler zu einer Freiheitsstrafe zwischen eineinhalb und zwei Jahren verurteilen. Die Bewährungszeit betrage dann insgesamt drei Jahre, kündigte Weickert an.
Die Bewährungsauflage sei laut dem Richter an gemeinnützige Einrichtungen zu zahlen.
Der ehemalige Chef der Audi-Motorenentwicklung, Wolfgang Hatz (64), und zwei seiner leitenden Ingenieure hatten im Zuge des Falles bereits gestanden, dass sie die Ausgestaltung der Motor-Software veranlasst hatten.
Rupert Stadler saß wegen Verdunkelungsgefahr vier Monate lang in Augsburg in Untersuchungshaft
Mit unzulässigen Abschalteinrichtungen hielten die Autos des Herstellers letztendlich zwar die Stickoxid-Grenzwerte auf dem Prüfstand ein, allerdings nicht im echten Szenario auf der Straße. So wollten sich die Autobauer den aufwendigen nachträglichen Einbau größerer Adblue-Tanks für die Abgasreinigung sparen, nachdem sie sich zuvor verrechnet hatten.
Stadler war als Nachfolger von Martin Winterkorn (75), der damals an die Konzernspitze wechselte, im Jahr 2007 Chef der Ingolstädter VW-Tochter geworden. Ab Juni 2018 saß Stadler wegen entsprechender Verdunkelungsgefahr insgesamt vier Monate lang in Augsburg in Untersuchungshaft, bis zu seinem Rücktritt als Audi-Chef und VW-Vorstandsmitglied.
Mit dem Volkswagen-Konzern hatte Stadler bereits einen zivilrechtlichen Vergleich geschlossen und wegen Pflichtverletzung 4,1 Millionen Euro an seinen früheren Arbeitgeber gezahlt.
Titelfoto: Sven Hoppe/dpa