Keine Einigung! Gerichtsprozess gegen Jérôme Boateng geht in nächste Runde
München - Gewaltvorwürfe gegen den Ex-Nationalspieler Jérôme Boateng (35) beschäftigen seit Jahren Gerichte. Der Versuch, das Verfahren in München jetzt schneller zu beenden, scheiterte erneut.
Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Nebenklage konnten sich nicht einigen, wie die Vorsitzende Richterin Susanne Hemmerich in der Verhandlung vor dem zuständigen Landgericht München I sagte.
Das Gericht im Freistaat hatte diesen Vorschlag unterbreitet und in einem Rechtsgespräch mit den Verfahrensbeteiligten entsprechend diskutiert.
Damit könnte der Aufsehen erregende Prozess sich jetzt nochmals länger hinziehen. Erst kürzlich hatte das Gericht im Fall zwei weitere Verhandlungstage angesetzt, nun kündigte die Nebenklage zudem an, auch Boatengs Mutter als Zeugin hören zu wollen.
Ob sie wirklich geladen wird, war zunächst unklar.
Bereits zu Beginn des Prozesses hatte Richterin Hemmerich ein Rechtsgespräch angeregt, das aber ohne Ergebnis blieb.
Die Vorwürfe, um die es in dem langwierigen Verfahren geht, liegen Jahre zurück.
Die Ex-Freundin von Boateng wirft ihm vor, sie im Jahr 2018 in einem gemeinsamen Karibik-Urlaub attackiert zu haben. Sie gab an, der heute 35-Jährige habe ein Windlicht und eine Kühltasche nach ihr geworfen. Später habe er sie angespuckt, an den Haaren gezogen, mit beiden Händen ins Gesicht geschlagen und ihr in den Kopf gebissen.
Jérôme Boateng vor Gericht: Verfahren gegen den langjährigen Verteidiger des FC Bayern zieht sich hin
Sie habe sich an den Glasscherben des Windlichts geschnitten, Hämatome und Schürfwunden erlitten. Er habe ihr gedroht, er werde dafür sorgen, dass die gemeinsamen Kinder in ein Heim kommen, wenn sie ihn in der Folge dieses Vorfalls anzeigen sollte.
Boateng hatte die Vorwürfe bestritten.
Er gab an, sich gegen einen Angriff seiner Partnerin gewehrt und sie weggeschubst zu haben. Für dieses Schubsen entschuldigte er sich. In der Einlassung vor Gericht hatte er ferner von einem "Alptraum" gesprochen und Gewaltvorwürfe dabei bestritten.
Das Verfahren gegen den langjährigen Verteidiger des FC Bayern, der gerade erst vom italienischen Klub US Salernitana zum Linzer ASK nach Österreich gewechselt ist, zieht sich lange hin. Das Amtsgericht in München hatte gegen den Ex-Nationalspieler dabei bereits im Jahr 2021 eine entsprechende Geldstrafe verhängt.
Das Urteil gegen ihn damals lautete: 60 Tagessätze zu je 30.000 Euro, also insgesamt 1,8 Millionen Euro.
Das Landgericht München I verurteilte Boateng dann im Oktober 2022 wegen eines Angriffs auf seine Ex-Freundin in zweiter Instanz wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 10.000 Euro - somit 1,2 Millionen Euro. Doch das Oberste Landesgericht kassierte dieses Urteil wegen durchgehender Rechtsfehler.
Titelfoto: Sven Hoppe/dpa