Klima-Aktivisten in Stralsund mit Lkw angefahren? Prozess geht in die nächste Runde
Schwerin - Der Prozess um einen Lkw-Fahrer, der im Juli 2023 in Stralsund einen Klima-Aktivisten mit seinem Lkw angefahren und zudem versucht haben soll, mehrere Aktivisten von der Straße zu ziehen, geht in die nächste Runde.
Am Donnerstag wird der Fall - der in Medien für viel Aufsehen gesorgt hatte - im Berufungsprozess am Landgericht Stralsund erneut verhandelt.
Das Amtsgericht Stralsund hatte den Mann im November zu einer Geldstrafe von 1800 Euro sowie einem viermonatigen Fahrverbot wegen versuchter Nötigung verurteilt.
Die Staatsanwaltschaft hatte ihm unter anderem versuchte gefährliche Körperverletzung vorgeworfen, 3000 Euro Geldstrafe sowie 10 Monate ohne Führerschein gefordert und nach dem Urteil Berufung eingelegt.
Die Verteidigung des Angeklagten hatte auf Freispruch plädiert und ebenfalls Berufung eingelegt.
Dem Mann wird vorgeworfen, bei einer Straßenblockade der Klima-Protestgruppe Letzte Generation einen Klimaaktivisten mit seinem Lkw angefahren und zudem versucht zu haben, mehrere Aktivisten von der Straße zu ziehen.
Im Prozess vor dem Amtsgericht hatte die Staatsanwältin von Vorsatz gesprochen. Die Richterin sah diesen nicht als erwiesen an.
Video soll die Tat beweisen
Während der Verhandlung war in einem Video gezeigt worden, wie der Fahrer vor den Aktivisten stoppte, ausstieg und sie von der Straße zog, beziehungsweise das versuchte.
Eine sitzende Aktivistin schubste er um und bedrohte sie mit der Faust. Danach fuhr er wieder an, wobei er einen Aktivisten, der sich wieder auf die Straße gesetzt hatte, kurz vor sich herschob. Verletzt wurde niemand.
Im vorangegangenen Prozess hatte sich der Beschuldigte für seine Drohgebärden entschuldigt: "Das war definitiv zu viel."
Das Video hatte im Internet Aufsehen erregt. Der Fahrer wurde scharf kritisiert, erhielt teils aber auch Unterstützung. Im Berufungsprozess werden eine Zeugin und ein Sachverständiger der Prüfgesellschaft DEKRA erwartet.
Titelfoto: Swen Pförtner/dpa