Leipzig - Der Rauswurf eines Schnarchers aus einem Schlafcontainer hat in Leipzig zu einem brutalen Mord im Obdachlosen-Milieu geführt. Seit dem heutigen Montag steht ein Ukrainer als mutmaßlicher Täter vor dem Landgericht. Ihm droht Sicherungsverwahrung.
Alte Werkstätten, halb eingefallene Lokschuppen, heruntergekommene Baucontainer - sie dienen an den Rändern des Leipziger Hauptbahnhof-Geländes Dutzenden Obdachlosen und Junkies als Nachtlager.
Auch Maxim S. (†43) lebte hier. Bis er in der Nacht zum 23. April eine spontane Entscheidung traf, die ihm nur Stunden später sein Leben kosten sollte.
Genervt vom lauten Schnarchen eines ukrainischen Obdachlosen, bat der Russlanddeutsche jenen Artem, den als Schlafplatz von insgesamt fünf russischsprachigen Einwanderern genutzten Transportcontainer am Ostrand des Bahngeländes zu verlassen. Ohne Streit kam der Mann der Bitte nach und trollte sich.
Als jedoch am nächsten Morgen dessen Landsmann Oleksandre T. (25) davon hörte, bekam er unbändige Wut. Laut Anklage ging er auf Maxim los, schlug, trat und würgte ihn mit einem Kabel. Auch eine Bierflasche soll auf dem Kopf des Russen zerschellt sein.
Als drei Mitbewohner des Elendscontainers die Gewalt stoppen wollten, drohte der mutmaßliche Psychopath an, mit ihnen das Gleiche machen zu wollen, sollten sie nicht sofort verschwinden. Die drei verließen den Container - und damit war das Schicksal von Maxim besiegelt.
Opfer war an Händen und Füßen gefesselt - Angeklagter schweigt
Laut Anklage fesselte Oleksandre T. das bereits schwer verletzte Opfer an Händen und Füßen und erdrosselte es anschließend mit einem Kabel. Der einzige Grund für die Gewalttat sei gewesen, seine Aggressionen an Maxim S. auszuleben, sagte Staatsanwalt Christopher Jusciak und sprach von einem "sittlich auf tiefster Stufe" stehenden Verbrechen.
Auch das Nachtatverhalten ist für die Ermittler ein Indiz, dass der wegen Gewalttaten und Bandendiebstahls mehrfach vorbestrafte Ukrainer, der erst zwei Monate vor dem Mord aus der Haft entlassen wurde, gezielt vorging.
Als der wegen seines Schnarchens des Platzes verwiesene Artem zum Container zurückkehrte, soll Oleksandre T. seinen Landsmann unter Gewaltandrohung gezwungen haben, bei der Beseitigung der Leiche und der Blutspuren mitzuhelfen.
Zum Prozessauftakt am Montag wollte der Angeklagte keine Angaben machen. Auch während des Ermittlungsverfahrens hatte er geschwiegen. Das Schwurgericht hat die Obdachlosen aus dem Container als Zeugen geladen. Ob sie kommen werden, steht in den Sternen. Denn viele sind inzwischen aus Leipzig abgewandert - neuer Aufenthaltsort unbekannt!
Sollte das Gericht ihm die Täterschaft nachweisen, droht Oleksandre T. nicht nur eine lebenslange Haft. Wegen seines Hanges zur Gewalt steht auch die Anordnung der Sicherungsverwahrung im Raum, wie der Vorsitzende Richter Hans Jagenlauf gestern andeutete. Ausschlaggebend hierfür ist das Ergebnis eines forensisch-psychiatrischen Gutachtens. Der Prozess wird fortgesetzt.