Vor ihm wurde sogar im TV gewarnt: Deutschlands schlimmster Erben-Abzocker vor Gericht

Leipzig - Er ist einer der größten Abzocker Deutschlands: Erbenermittler Ralf H. (66) hat jahrelang Hinterbliebene um ihr Geld gebracht. Mehr als eine Million Euro zweigte der in Leipzig lebende Niedersachse aus Nachlässen ab. Gestoppt wurde er erst, als die TV-Sendung "Achtung Abzocke" (Kabel 1) über seine dreiste Masche berichtete. Seit Freitag steht er vor Gericht.

Verbarg sich zuletzt in Slowenien und Österreich, wo er im September 2024 festgenommen wurde: Millionen-Erbschleicher Ralf H. (66) steht seit Freitag in Leipzig vor Gericht.
Verbarg sich zuletzt in Slowenien und Österreich, wo er im September 2024 festgenommen wurde: Millionen-Erbschleicher Ralf H. (66) steht seit Freitag in Leipzig vor Gericht.  © Ralf Seegers

Gewerbsmäßige Untreue in 29 Fällen - so lautet die Anklage der Staatsanwaltschaft, die sich auf vier exemplarische Erbangelegenheiten bezieht, in denen Ralf H. von gerichtlichen Nachlasspflegern als Erbenermittler eingesetzt wurde.

In dieser Funktion oblag es ihm, aus Standesamtsdokumenten und Kirchenbüchern sämtliche Nachkommen der Verstorbenen zu ermitteln.

Von den oft überraschten Erben ließ er sich dann Blanko-Vollmachten ausstellen, um die Erbangelegenheit bis zur Verwertung des Nachlasses abzuwickeln. Ein lukrativer Job!

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Exakt 29,75 Prozent des Wertes der Erbmasse kassierte der Erbenermittler legal als Gebühr. Doch Ralf H. war das offenbar nicht genug.

Vor etwa acht Jahren begann er damit, aus Nachlässen erhaltenes Geld nicht mehr an die Erben weiterzuleiten.

Von einer Erdgeschosswohnung in diesem unauffälligen Mietshaus in Leipzig-Leutzsch aus soll Ralf H. jahrelang agiert haben. Nach seiner Verhaftung wurde die Wohnung amtlich versiegelt.
Von einer Erdgeschosswohnung in diesem unauffälligen Mietshaus in Leipzig-Leutzsch aus soll Ralf H. jahrelang agiert haben. Nach seiner Verhaftung wurde die Wohnung amtlich versiegelt.  © Alexander Bischoff

Über eine Million Euro wanderten in seine Tasche: Ralf H. streitet böse Absichten ab

Gehört zu den geprellten Erben: Dirk Müller (57) wandte sich an die TV-Sendung "Achtung Abzocke", die das illegale Treiben des Erbenermittlers aufdeckte.
Gehört zu den geprellten Erben: Dirk Müller (57) wandte sich an die TV-Sendung "Achtung Abzocke", die das illegale Treiben des Erbenermittlers aufdeckte.  © Ralf Seegers

Die erste Strafanzeige gegen den gelernten Drucker, der laut Anklage zur Verschleierung mehrere Firmen gründete und immer wieder die Firmensitze wechselte, ist 2017 aktenkundig.

Später wandten sich geprellte Erben an die TV-Sendung "Achtung Abzocker", deren Reporter den Erbschleicher 2023 noch vor der Polizei in Slowenien aufspürten.

Im Herbst 2024 klickten die Handschellen. Seither sitzt Ralf H. in U-Haft.

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Die Anklage listete rund 1,14 Millionen Euro auf, die der aus Osnabrück stammende Wirtschaftskriminelle gegenüber 29 Erben veruntreut haben soll.

Vor Gericht ließ er seine Anwälte gestern ein Geständnis aller vorgeworfenen Taten verlesen. Allerdings will er nicht aus Habgier gehandelt haben.

Aus privaten Gründen habe er sich nicht mehr richtig um seine Geschäfte gekümmert und so den Überblick verloren, ließ H. vortragen. Der Prozess wird fortgesetzt.

Titelfoto: Montage: Ralf Seegers; Alexander Bischoff

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