Plattform der Kinderschänder: Feuerwehrmann missbrauchte 13-Jährige

Leipzig - Es war ein Beben in der digitalen Welt, als vor fast genau einem Jahr die bekannte Chat-Plattform "Omegle" nach einer Millionenklage New Yorker Anwälte offline ging. Hintergrund: Die Website war zum Jagdgrund für Pädophile weltweit verkommen. Einer der mutmaßlichen Internet-"Kinderfänger" sitzt seit Mittwoch wegen schweren sexuellen Missbrauchs vor dem Leipziger Landgericht.

Vor einem Jahr abgeschaltet: die Chat-Plattform "Omegle" war auch ein Tummelplatz für Kinderschänder.
Vor einem Jahr abgeschaltet: die Chat-Plattform "Omegle" war auch ein Tummelplatz für Kinderschänder.  © Screenshot

Es ist die klassische amerikanische IT-Erfolgsgeschichte: Sozial isolierter Nerd entwickelt im heimischen Kinderzimmer eine Website, die kurz darauf durch die Decke geht und Millionen User anzieht.

Im konkreten Fall heißt der Nerd Leif K-Brooks, Softwareentwickler aus Brattleboro im US-Bundesstaat Vermont, der im März 2009 im Alter von 18 Jahren die Plattform "Omegle" erschuf.

Eine Chat-Plattform, die zunächst per 1-zu-1-Zufallsprinzip anonyme Chat-Partner vermittelte, mit denen man dann kommunizieren oder sie sofort abwählen konnte - ähnlich dem heutigen Tinder-Wischverfahren.

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Unter den Millionen Usern weltweit tummelten sich aber immer mehr Kriminelle, insbesondere Pädophile auf der Suche nach Minderjährigen.

Da der Druck von Opferanwälten und amerikanischen Justizbehörden, die "Omegle" für Kindesmissbrauch mitverantwortlich machten, immer größer wurde, schaltete K-Brooks die Plattform am 9. November 2023 für immer ab.

Nach außen der ehrbare Feuerwehrmann, im Netz der 'Kinderfänger'

Vor Gericht versteckt sich der mutmaßliche Kinderschänder hinter einer Akte. Er soll über die Chat-Plattform "Omegle" eine 13-Jährige kennengelernt und später schwer missbraucht haben.
Vor Gericht versteckt sich der mutmaßliche Kinderschänder hinter einer Akte. Er soll über die Chat-Plattform "Omegle" eine 13-Jährige kennengelernt und später schwer missbraucht haben.  © Ralf Seegers

Einer der Fälle, der zum schmutzigen Ende führte, ist jener der Leipziger Schülerin Nadine (Name geändert). Als 13-Jährige war sie 2021 erstmals auf "Omegle" unterwegs - und geriet dort ins Visier von Christian B. (37).

Während der Haustechniker in seinem Dorf im Börde-Landkreis (Sachsen-Anhalt) als unbescholtener und engagierter Feuerwehrmann galt, soll er in Wirklichkeit ein Doppelleben geführt haben.

Laut Anklage lernte er Nadine im November 2021 auf "Omegle" kennen.

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Die anfänglich harmlosen Chats gingen schnell ins Sexuelle. Christian B. gelang es, das unerfahrene Mädchen so gefügig zu machen, dass es über Videochats sexuelle Handlungen an sich vornahm.

Anklage: Nach Video-Chats zwei Sex-Treffen in Leipzig

So kennt man Christian B. (37) in seinem Dorf - als pflichtbewussten Feuerwehrmann.
So kennt man Christian B. (37) in seinem Dorf - als pflichtbewussten Feuerwehrmann.  © Facebook

Im Folgejahr soll es laut Anklage dann zu zwei Treffen in Leipzig gekommen sein.

Beim ersten ließ sich der Perverse laut Anklage von der Minderjährigen oral befriedigen, beim zweiten soll es zum Geschlechtsverkehr gekommen sein.

Ein drittes Treffen konnte verhindert werden, da Nadines Vater auf das Treiben seiner Tochter aufmerksam wurde und die Polizei einschaltete.

Zum Schutz des heute 16-jährigen Mädchens verhandelt die Jugendkammer des Landgerichts hinter verschlossenen Türen.

Mit einem Urteil ist am Monatsende zu rechnen. Der Feuerwehrmann ist aktuell auf freiem Fuß.

Titelfoto: Bildmontage: Ralf Seegers; Screenshot

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