Urteil im "Fahrradgate"-Skandal gefallen: "Ein bisschen mehr Reue"
Leipzig - Ende eines langen Prozesses um einen großen Skandal: Im "Fahrradgate"-Verfahren ist am Dienstag vor dem Landgericht Leipzig das Urteil gefallen. Die angeklagte Polizistin Anke S. (47) muss eine Geldstrafe von 17.100 Euro zahlen.
Zu Beginn des letzten Verhandlungstags wurde das Verfahren auf Antrag der Staatsanwaltschaft in Teilen eingestellt - von 155 Taten blieben 72 übrig. In diesen Fällen soll die Leiterin der Asservatenkammer bei der Leipziger Polizei geklaute Fahrräder verkauft haben.
Staatsanwalt Christian Kuka forderte in seinem Plädoyer eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und vier Monaten. Er habe sich "ein bisschen mehr Reue" gewünscht.
Verteidiger Erik Bergmüller sprach von einer hohen Belastung seiner Mandantin durch die Arbeit in der Asservatenkammer. Niemand sei richtig verantwortlich gewesen, sie habe sich gekümmert, aber überfordert und alleingelassen gefühlt. Sie habe ihrem Arbeitgeber etwas Gutes tun wollen, die Motivation sei gut gewesen, aber "einfach nicht bis ins letzte Detail durchdacht".
Zudem sei Anke S. nicht die Hauptverantwortliche. Dass Vorgesetzte so viele Jahre von nichts gewusst hätten, glaube er nicht. Nun sei Anke S. aber seit fünf Jahren mit dem Vorwurf konfrontiert, seit Ende 2020 vom Dienst suspendiert und leide unter Schlafstörungen und Panikattacken. Die Forderung der Verteidigung: Maximal eine Geldstrafe von 180 Tagessätzen.
Wegen Untreue, Bestechlichkeit und Verwahrungsbruch schuldig gesprochen
In ihrem letzten Wort sagte die Angeklagte selbst: "Ich bin froh, dass der Prozess am heutigen Tag sein Ende findet", so könne sie zur Ruhe kommen.
Es seien viele Dinge schiefgelaufen, sollte sie einen Fehler gemacht haben, werde sie das so akzeptieren.
Schließlich wurde Anke S. wegen Untreue, Bestechlichkeit und Verwahrungsbruch schuldig gesprochen und zu 380 Tagessätzen á 45 Euro verurteilt.
"Heute haben sie auch gesagt, da sind wohl Fehler passiert", so der Vorsitzende Richter Rüdiger Harr. "Dass es so lange so laufen konnte, das hat auch damit zu tun, dass es eine Überforderungssituation war."
Zudem sprach Harr von Gedankenlosigkeit bei vielen im Umfeld. Von einem Netzwerk gehe er allerdings nicht aus und auch nicht davon, dass das Vertrauen in die Arbeit der Polizei erschüttert sei.
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