Tödlicher Streit um unangeleinten Hund: Messerstecher will aus Notwehr gehandelt haben
Leipzig - Im Prozess um den tödlichen Streit zweier Hundehalter in Leipzig (TAG24 berichtete) hat der wegen Mordes angeklagte Thomas S. (34) die Bluttat am Dienstag als Notwehr dargestellt. Das Wort "Hund" kam in seinem Statement kein einziges Mal vor.
Er sei am 20. November 2020 mit dem Fahrrad vom Friseur gekommen, las Thomas S. aus der mit seinen Anwälten vorbereiteten Erklärung vor.
Plötzlich sei er auf Maik R. (52) und dessen 16-jährigen Sohn gestoßen. Beide hätten unvermittelt auf ihn eingeschlagen, sodass er vom Rad fiel.
Der Jüngere habe ihn dann von hinten gewürgt, der Ältere von vorne ins Gesicht geschlagen. Ihm sei schwarz vor Augen geworden. "Ich hatte Angst um mein Leben, habe um Hilfe gerufen", so Thomas S.
In Panik habe er dann sein Arbeitsmesser gezogen und einfach nach vorn gestochen. "Ohne zu sehen, wohin ..."
Dass das Messer im Kopf von Maik R. steckte, will der Angeklagte erst später mitbekommen haben.
Das Opfer starb fünf Tage später im Krankenhaus.
Angeklagter wegen Körperverletzung bereits vorbestraft
"Es war nie meine Absicht, den Mann zu töten oder schwer zu verletzen", erklärte der CNC-Laserbediener und sprach von "Notwehr".
Fragen des Gerichts zu seiner Version wollte er hernach aber nicht beantworten. Den polizeilichen Ermittlungen zufolge soll es zwischen den Männern zuvor zum Streit gekommen sein, weil sich Thomas S., der einen Boxer-Mischling besitzt, vom unangeleinten Pekinesen des späteren Opfers belästigt fühlte.
Laut Anklage soll der wegen Körperverletzung vorbestrafte Mann aus purer Wut zugestochen haben. Das Gericht muss nun anhand von Zeugenaussagen herausfinden, welche Version der Wahrheit am nächsten kommt.
Der Prozess wird fortgesetzt.
Titelfoto: Ralf Seegers