Tödlicher Kopfschuss auf Jesse (†19): Angeklagten-Aussage wegen Urlaub verschoben!
Leipzig - Zweiter Verhandlungstag im Mordfall Jesse L. (†19): Der Gerichtssaal war mit etwa 20 Zuschauern gut besucht, mit Spannung wurde die Aussage des Angeklagten Max D. (20) am heutigen Mittwoch im Landgericht Leipzig erwartet - doch dazu kam es nicht.
Der Grund für die verschobene Einlassung: "Der Nebenkläger-Vertreter ist im Urlaub", erklärte die Verteidigerin Anne Prestrich auf TAG24-Nachfrage. Bereits am ersten Prozesstag hatte Max D. zu den Vorwürfen geschwiegen. Ein neuer Termin für eine Erklärung steht laut der Rechtsanwältin noch nicht fest - vermutlich sei es im September so weit.
Stattdessen sagten am Mittwoch mehrere Polizisten zu Ermittlungen, Durchsuchungen und Spurensicherungen aus. Unter ihnen auch Kriminalbeamtin Janina B. (35).
Die Zeugin gab Einblicke in das Verhalten des Angeklagten, als dieser Anfang des Jahres dem Haftrichter vorgeführt worden war. Wie der 20-jährige Deutsche dabei auf die 35-Jährige gewirkt habe, wollte der Vorsitzende Richter Michael Dahms wissen. "Ruhig", so die knappe Antwort.
Dort habe der Sohn eines Zahnarztes und einer Pädagogin auch mit seiner Mutter telefonieren dürfen. Die Polizistin könne sich noch daran erinnern, "dass er seiner Mutter erzählte, wie das jetzt abläuft", außerdem habe der Beschuldigte gefragt, "ob seine Freunde schon Bescheid wissen - wahrscheinlich, dass er festgenommen wurde."
Mülltüte über den Kopf gestülpt und ins Gesicht geschossen
Ruhig wirkte der Angeklagte auch während des zweiten Verhandlungstages. Der junge Mann mit jugendlichem Gesicht und regungsloser Miene betrat den Saal in Jeans, Shirt, Turnschuhen - und Handschellen. Im Stuhl zurückgelehnt verfolgte er die Aussagen.
Dabei wiegen die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gegen ihn schwer: Max D. soll am 11. Januar seinen Bekannten Jesse auf einem Feld in Schkeuditz bei Leipzig getötet haben. Laut Anklage habe er ihm eine Mülltüte über den Kopf gestülpt und ihm ins Gesicht geschossen.
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft der Hintergrund: Drogengeschäfte. Demnach habe der Angeklagte dem Opfer Taschen mit acht Kilo Cannabis und mehr als drei Kilo Marihuana-Blüten abgenommen.
Anschließend soll Max D. die Leiche in einen Straßengraben gelegt und unter Erde versteckt haben.
Bereits am 12. Januar war Jesse als vermisst gemeldet worden. Neben der Polizei hatten auch Familie und Freunde tagelang nach dem verschwundenen Leipziger gesucht - bis es schließlich schreckliche Gewissheit gab.
Die Verhandlung wird am 12. August fortgesetzt. Weitere Termine sind bis in den November hinein geplant.
Titelfoto: Ralf Seegers