"Shiny Flakes" legt Geständnis ab: "Candylove"-Drogenhandel im Darknet unter den Augen der Polizei
Leipzig - Ist er doch nicht der Drogen-König des Darknets, für den ihn viele halten? Im Prozess um ein virtuelles Drogen-Kaufhaus hat der einstige Kinderzimmerdealer Maximilian S. (28), alias Shiny Flakes, am Montag erklärt, nur das technische Mastermind hinter "Candylove" gewesen zu sein. Den Drogenhandel soll der Mitangeklagte Friedemann G. (36) aufgezogen haben.
Es war ein umfassendes, rund fünf Stunden andauerndes Geständnis, das zuweilen den Charakter einer Produktpräsentation hatte. Etwa dann, als Maximilian S. den staunenden Richtern erklärte, mit welch einfachen Klicks bei "Candylove" ein Drogengeschäft von der Auftragsannahme bis zum Versand abgewickelt wurde.
Das Kaufhaus, die Bearbeitungssoftware - alles sei von ihm selbst programmiert worden, erklärte der IT-Autodidakt, der weder studiert, noch einen Beruf erlernt hat, nicht ohne Stolz.
Und auch nur das sei sein Job gewesen, stellte S. klar. "Mit Beschaffung, Lagerung und Verkauf der Drogen hatte ich nichts zu tun." Chef der Narko-Gang war demnach Friedemann G. Ihn hatte Shiny Flakes im Knast kennengelernt.
Den mehrfach vorbestraften Drogen-Gangster beschrieb Maximilian S. als seinen Schutzpatron während der Haftzeit. Im Gegenzug soll G. den IT-Experten überredet haben, seine Drogengeschäfte zu digitalisieren.
"Ich sollte nur für ihn programmieren - um alles andere würde er sich kümmern", so Maximilian S.
Polizei hörte Telefone der Drogen-Gang ab
G. habe dann "Arbeitswohnungen" angemietet, wo Helfer die Drogen portionierten und für den Versand vorbereiteten. Auch dessen ebenfalls als Bandenmitglied angeklagter früherer Strafverteidiger André R. (52) soll behilflich gewesen sein. Friedemann G. und Anwalt R. äußerten sich im Prozess bislang nicht zu den Vorwürfen.
Interessant: Schon vor dem Start von "Candylove" im April 2019 war die Polizei im Bilde, wie zahlreiche Observationsprotokolle und Telefonmitschnitte dokumentieren. Mit Testkäufen sammelten die Fahnder weitere Beweise.
Im Januar 2020 zog Maximilian S. schließlich selbst den Stecker des Drogen-Kaufhauses und löschte alle Datenbanken. Angesichts ständig wechselnder Arbeitswohnungen und Ärgers mit Vermietern sei es nur noch chaotisch gewesen, erklärte er am Montag. "Ich war froh, dass es zu Ende war."
Anschließend habe er bis zu seiner Festnahme für Lieferando Essen ausgefahren. Der Prozess wird fortgesetzt.
Titelfoto: Ralf Seegers