Prozess um Mord an Dorin V.: Er konnte sie nicht haben, da tötete er die Frau, die er liebte
Leipzig - Ein letztes Mal wollte sie auf seine Bitte um ein Gespräch eingehen und öffnete ihm die Tür. Doch der Mann, der Dorin V. (43) so sehr begehrte, wollte gar nicht reden. Seit dem heutigen Freitag steht Marcus W. (40) vor Gericht, weil er die Frau, die er nicht haben konnte, tötete.
Sie hatten sich im Frühjahr 2021 über die "Lovoo"-App kennengelernt. Dorin V., die attraktive blondhaarige Marketing-Frau, die von Berlin nach Leipzig gezogen war. Und Marcus W., der drahtige Maler, der im gleichen Stadtbezirk wohnte. Beide trafen sich ein paar Mal, doch Dorin V. wurde schnell klar, dass Marcus nicht der Mann war, mit dem sie zusammenleben wollte.
Offenbar konnte der bis über beide Ohren verliebte Leipziger das nicht akzeptieren. Immer wieder soll er Dorin bedrängt haben. Aus der anfangs netten Bekanntschaft wurde den Ermittlungen zufolge ein geradezu toxisches Einbahnstraßen-Verhältnis.
Als Dorin einen anderen Mann kennenlernte, brannten bei Marcus W. schließlich alle Sicherungen durch. Seine Liebe wurde zu Hass. Und der führte am 27. Dezember zum tödlichen Finale.
Unter dem Vorwand, ein letztes klärendes Gespräch führen zu wollen, stand Marcus W. laut Anklage am frühen Abend bei Dorin vor der Tür.
Die von Nachbarn als äußerst höflich beschriebene Frau ließ den Stalker in die Wohnung. Wohl in der Hoffnung, dass das Eifersuchts-Drama nun endlich ein vernünftiges Ende finden könnte.
Dem Psychiater hat er sich anvertraut, der Justiz noch nicht
Doch das Gegenteil war der Fall. Der grobe Mann stürzte sich der Anklage zufolge sofort auf die zierliche Frau, schlug sie brutal zu Boden und erwürgte sie mit bloßen Händen.
"Er tötete sie, um sie zu bestrafen, weil sie den Kontakt mit ihm abbrechen wollte und sich einem anderen Mann zugewandt hatte", erklärte Staatsanwalt Moritz Diekmann.
Dorin V. habe mit einem solchen Angriff nicht rechnen können. Die Anklage lautet auf heimtückischen Mord.
Im Ermittlungsverfahren hatte Marcus W. bislang keine Angaben gemacht, sich aber einem Psychiater anvertraut. Vor Gericht will er sich erst äußern, wenn der Experte zugegen ist. Geplant ist dies am 1. Juli.
Titelfoto: Montage: Ralf Seegers + privat