Richter schwärzte Staatsanwältin an: Justiz-Krach um Leipziger Mafia-Jägerin
Leipzig - Kabale in Sachsens Justiz. Im Rechtsbeugungs-Prozess gegen die Leipziger Oberstaatsanwältin Elke Müssig (54) wurde am Dienstag ersichtlich, dass es zwischen den Robenträgern im Staatsdienst auch ordentlich kracht und offenbar nicht immer die Wahrheitsfindung im Mittelpunkt steht.
Die Behördenleiterin der Leipziger Staatsanwaltschaft höchstselbst wurde am Dienstag in den Zeugenstand gerufen. Und was Dr. Claudia Laube (54) dort zu sagen hatte, warf kein gutes Licht auf die hiesige Strafjustiz.
Per Dienstanweisung zog die Behördenchefin im November 2015 ihre bis dato erfolgreichste Staatsanwältin von zwei großen Drogen-Verfahren ab. Nicht, weil Mafia-Jägerin Müssig der Sache nicht gewachsen gewesen wäre, sondern offenbar zu ihrem Schutz vor einem Vorsitzenden Richter am Leipziger Landgericht.
Der hatte sich über die Verfahrensführung der Staatsanwältin beschwert. "In einem Ton, wie ich ihn vorher noch nicht erlebt habe“, berichtete Dr. Laube. Offenbar sei es dem Richter weniger um die Sache gegangen, "als um etwas anderes“, so die Behördenchefin.
Brisant: Müssig und der Vorsitzende Richter waren früher eng befreundet. Doch die Freundschaft zerbrach. Was zum Zerwürfnis führte, blieb im aktuellen Prozess bislang ungeklärt. Fachlich jedenfalls habe sie die harsche Kritik des Vorsitzenden Richters an ihrer Kollegin nicht nachvollziehen können, bekundete die Chef-Staatsanwältin am Dienstag im Zeugenstand.
Um Müssig aus dem Schussfeld zu nehmen und der Wahrheitsfindung wieder den Vorrang vor persönlichen Differenzen zu geben, zog Laube die Mafia-Jägerin von den Drogen-Verfahren ab und schickte fortan andere Staatsanwälte in die Verhandlungen der betreffenden Strafkammer. Unterdessen schob der Richter mit einer Anzeige die Ermittlungen gegen Müssig an.
Der einstige Freund sei nun dabei, ihre berufliche und private Existenz zu vernichten, hatte die unter anderem wegen Rechtsbeugung und Strafvereitelung im Amt angeklagte Oberstaatsanwältin zum Prozessauftakt gesagt (TAG24 berichtete). Der betreffende Richter soll am 3. September als Zeuge gehört werden.
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