Prozess in Leipzig: Überführt ein "Blondinen-Fehler" Gianna (35) als Tankstellen-Räuberin?

Leipzig - Dieser Überfall war nicht spontan. In Leipzig haben Räuber einem Tankstellen-Pächter Einnahmen von mehr als 25.000 Euro abgenommen. Das Auffälligste an der Bande: eine attraktive Blondine, die das Geld an sich nahm. Allerdings entsprach die Dame auch einschlägigen Klischees, weshalb sie als bislang Einzige ermittelt werden konnte und nun vor Gericht steht.

Steht seit Mittwoch vor Gericht: Gianna H. (35) ist wegen besonders schweren Raubes angeklagt.
Steht seit Mittwoch vor Gericht: Gianna H. (35) ist wegen besonders schweren Raubes angeklagt.  © Ralf Seegers

Langes, blondiertes Haar, zurückhaltendes Auftreten, gewinnendes Lächeln - man könnte Gianna H. (35) rein äußerlich schnell für eine angenehme Erscheinung halten.

Gebe es da nicht ihr umfangreiches Vorstrafenregister, das die Leipzigerin als knallharte Ganovin mit Vorliebe für Betrügereien ausweist.

Auch Falk O. (44), der in Leipzig mehrere Aral-Tankstellen betreibt, fiel diese "junge, hübsche Frau", wie er sie vor Gericht beschrieb, an jenem Novembertag 2020 auf.

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Mit einem Mann stand sie mittags auf dem Gelände seiner Tankstelle an der Permoserstraße und fragte ihn plötzlich nach der Uhrzeit. Im Handy-Zeitalter sei das zwar merkwürdig gewesen, doch er habe die beiden nicht als Bedrohung wahrgenommen, sagte Falk O.

Das änderte sich, als der Geschäftsmann wenig später mit den Einnahmen zweier Tankstellen zu seinem Auto ging, um die 25.490 Euro zur Sparkasse zu bringen.

"Als ich wieder aufwachte, lag ich am Boden"

Auf dem Gelände dieser Aral-Tankstelle wurde der Pächter ausgeraubt. Gleich dahinter befindet sich übrigens die Autowerkstatt der Polizei.
Auf dem Gelände dieser Aral-Tankstelle wurde der Pächter ausgeraubt. Gleich dahinter befindet sich übrigens die Autowerkstatt der Polizei.  © Ralf Seegers

"Ich habe plötzlich das Geräusch eines Elektroschockers gehört und als ich wieder aufwachte, lag ich am Boden", berichtete O. im Zeugenstand.

Während der Mann ihm befahl, liegenzubleiben, sei die Frau mit dem in einem Korb liegenden Geld davongerannt.

Allerdings: Ganz Klischee-Blondine hatte Gianna als Fluchtwagen den auf sie zugelassenen Opel erwählt, in dem ein dritter Täter saß.

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Und der Vectra war schon vor dem Überfall durch sein Nazicode-Kennzeichen "L-AH 1488" weithin aufgefallen.

Während die Blondine daher schnell als Tatverdächtige identifiziert wurde, gelang es der Kripo bis heute nicht, ihre zwei Komplizen zu ermitteln. Auch vom Geld fehlt bislang jede Spur.

Die Offerte des Gerichts, gegen eine entsprechende Aussage Strafmilderung zu erlangen, schlug Gianna H. aus. Sie schwieg eisern.

Der Prozess wird fortgesetzt.

Titelfoto: Ralf Seegers

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