Prozess am Landgericht: Sie wollten mehr Geld! Schleuser nehmen Afrikaner als Geisel

Leipzig - Nacht für Nacht bringen Schlepperbanden Hunderte Migranten illegal ins Land. Wie brutal das Geschäft ist, offenbart gerade ein Prozess gegen zwei Schleuser in Leipzig. Auch vor Kidnapping schrecken die Kriminellen nicht zurück.

Iryna K. (38) schleuste Flüchtlinge von der belarussischen Grenze nach Sachsen.
Iryna K. (38) schleuste Flüchtlinge von der belarussischen Grenze nach Sachsen.  © Ralf Seegers

Passanten waren auf den Afrikaner aufmerksam geworden, der am Fenster einer Paunsdorfer Plattenbauwohnung um Hilfe rief. Kurz darauf beendeten Polizisten das Martyrium von Mokonen T. (25).

Der Flüchtling aus Eritrea war den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge von seinen ukrainischen Schleusern gewaltsam gekidnappt worden, weil die von dessen Verwandtschaft noch 3000 Dollar Schleuserlohn erpressen wollten.

Seit gestern stehen Volodymyr P. (37) und Iryna K. (38) vor dem Landgericht. Die Anklage lautet auf Einschleusen von Ausländern, erpresserischen Menschenraub, versuchte schwere räuberische Erpressung und gefährliche Körperverletzung.

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Die Ukrainer sollen am 4. Mai insgesamt vier Eritreer und einen Jemeniten von der Grenze zu Belarus abgeholt und in ihrem Renault Megane Scenic nach Sachsen geschleust haben.

Volodymyr P. (37) soll einen Afrikaner als Geisel genommen haben, um mehr Schleuserlohn zu erpressen.
Volodymyr P. (37) soll einen Afrikaner als Geisel genommen haben, um mehr Schleuserlohn zu erpressen.  © Ralf Seegers

Schleuser nutzten offenbar Ukraine-Hilfeverein

Immer wieder greifen Polizisten im sächsischen Grenzland illegale Flüchtlinge auf. Die Schleuser sind oft auch Ukrainer.
Immer wieder greifen Polizisten im sächsischen Grenzland illegale Flüchtlinge auf. Die Schleuser sind oft auch Ukrainer.  © Danilo Dittrich

Laut Anklage zahlten die Flüchtlinge in Polen bereits jeweils 1300 Euro für die Schleusung. In Leipzig angekommen, habe Volodymyr P. dann noch einmal 1500 Euro gefordert.

Bei einer Pinkelpause flüchteten die Migranten. Der Ukrainer bekam nur noch Mokonen T. zu fassen. Mit einem Klappmesser soll er den Eritreer bedroht und verletzt haben.

Der Anklage zufolge zwang Volodymyr P. die Geisel dann, Verwandte anzurufen und sie aufzufordern, 3000 Dollar als Lösegeld zu überweisen. Über Telegram schickte er dem zuvor aus dem Auto geflohenen Bruder des Gekidnappten ein Bild des Mannes und die Drohung, dass diesem Schlimmes zustoßen werde.

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Anschließend fuhren die Schleuser mit der Geisel zur Wohnung der Ukrainerin und warteten dort auf das Geld.

Bedenklich: Für seine Schleusertätigkeit nutzte Volodymyr P. offenbar einen gemeinnützigen Verein zur Unterstützung ukrainischer Flüchtlinge, den er selbst gegründet hatte. Vor Gericht wollten beide Angeklagte vorerst keine Angaben machen. Der Prozess wird fortgesetzt.

Titelfoto: Montage Ralf Seegers

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