Prozess offenbart Behördenversagen: Kinderschänder schlägt trotz Führungsaufsicht wieder zu
Leipzig - Behördliches Kontrollversagen hat in Nordsachsen offenbar zu schweren Missbrauchsfällen an Kindern geführt. Ein mehrfach vorbestrafter Sexualverbrecher soll sich unter staatlicher Führungsaufsicht erneut an kleinen Mädchen vergangen haben. Der Prozess, der am Dienstag am Leipziger Landgericht begann, offenbart erschütternde Details.
Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt Marko O. (36) die Justiz. Immer wieder wurde der Leipziger wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und dem Besitz von Kinderpornos verurteilt.
Bis Dezember 2018 saß er deswegen im Knast. Nach seiner Entlassung stand er unter Führungsaufsicht, durfte sich Personen unter 16 Jahren nicht nähern.
Doch das interessierte den arbeitslosen Landwirt herzlich wenig. In seiner neuen Heimat Delitzsch fiel er sogleich in alte Verhaltensmuster zurück.
Mal gewann er mit einem Hund das Vertrauen kleiner Mädchen, mal war es sein Schwimmbassin im Kleingarten, das Kinder anlockte.
Der neuerlichen Anklage zufolge soll Marko O. auf diese Weise eine fünfjährige Nachbarstochter in seiner Wohnung und eine Siebenjährige im Kleingarten mehrfach schwer missbraucht haben.
Und er machte laut Anklage davon unzählige Bilder und Videos. Selbst bei der Vergewaltigung der Siebenjährigen lief den Ermittlungen zufolge die Handykamera.
Angeklagter Marko O. wurde offenbar nie kontrolliert
Justiz und Polizei, unter deren "Führungsaufsicht" der Sex-Gangster stand, bekamen davon monatelang nichts mit. Kontrolliert wurde Marko O. offenbar nie.
Auch der Kleingartenverein, in dem viele kinderreiche Familien eine Parzelle haben, wurde nicht durch die Behörden informiert, wie der Vorstand auf TAG24-Nachfrage versicherte.
Erst als sich ein Opfer im Juni der Familie anvertraute, flog alles auf. Die Kripo stellte bei O. unzählige Fotos und Videos sicher, die den sexuellen Missbrauch von Kindern dokumentieren.
Vor Gericht wollte sich der Sexualverbrecher nicht öffentlich äußern. Auf Antrag seiner Anwältin wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Marko O. droht nun Sicherungsverwahrung.
Titelfoto: Ralf Seegers