Post-Prozess in Leipzig: Brief-Fahrer soll Geld aus Trauerkarten gefischt haben

Leipzig - In Leipzig soll ein Post-Fahrer beim Leeren von Briefkästen lange Finger gemacht und Geldsendungen abgefangen haben. Besonderes Interesse erweckten bei ihm Trauerkarten. Kein Einzelfall in Sachsen.

Am Leipziger Landgericht geht es im aktuellen Prozess um 100 Fälle der Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses.
Am Leipziger Landgericht geht es im aktuellen Prozess um 100 Fälle der Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses.  © Ralf Seegers

Eigentlich ist Marko S. (40) gelernter Tischler und Maurer. Doch auf dem Bau sah der füllige Mann keine Perspektive mehr. Im Jahr 2017 heuerte er bei einer Transportfirma an, die als Subunternehmen für die Deutsche Post die gelben Briefkästen entleert und dann die Sendungen zum Verteilzentrum nach Radefeld fährt.

Bei diesem Job soll der Muldentaler schnell ein Auge für Briefe mit wertvollem Inhalt entwickelt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft Marko S. vor, in 100 Fällen Sendungen herausgefischt und nach Geld durchsucht zu haben.

Neben Jubiläumspost soll es der diebische Fahrer vor allem auf Briefe mit Trauerrand abgesehen haben.

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Weil sich die Beschwerden von Postkunden häuften und vor allem ein Gebiet in Leipzig betroffen war, setzte die Post eine interne Ermittlerin auf das Subunternehmen an. "Wir haben präparierte Geldsendungen in bestimmten Filialen losgeschickt und dann deren Weg verfolgt", berichtete die Frau TAG24.

Im Verteilzentrum sei dann der Wagen von Marko S. gezielt angehalten und durchsucht worden. "Meine Briefe waren weg und vorne im Transporter lagen die präparierten Geldscheine", erzählte die Ermittlerin.

Wurde von einer Post-Ermittlerin in flagranti erwischt: Marko S. (40).
Wurde von einer Post-Ermittlerin in flagranti erwischt: Marko S. (40).  © privat
Ein Post-Fahrer leert in Leipzig einen Briefkasten aus. Auf dem Weg ins Verteilzentrum soll der Angeklagte Briefe herausgefischt und nach Geld durchsucht haben. (Symbolbild)
Ein Post-Fahrer leert in Leipzig einen Briefkasten aus. Auf dem Weg ins Verteilzentrum soll der Angeklagte Briefe herausgefischt und nach Geld durchsucht haben. (Symbolbild)  © Ralf Seegers

Angeklagter meldete sich vor Prozess krank

Gern hätte sie dies am Montag auch als Zeugin vor Gericht ausgesagt. Doch Marko S. war nicht zur Verhandlung erschienen. Sein Anwalt hatte zehn Minuten vor Prozessbeginn ein ärztliches Attest vorgelegt – das allerdings schon zweieinhalb Wochen alt war. Demnach sei S. aus psychischen Gründen nicht verhandlungsfähig.

Die Kammer will den Angeklagten nun von einem Psychiater begutachten lassen und dann entscheiden, ob der Prozess durchgezogen oder ausgesetzt wird.

Die Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses, wie der Anklagevorwurf korrekt heißt, ist in Sachsen kein Einzelfall. Laut Landeskriminalamt wurden im vergangenen Jahr 67 Fälle bekannt – 40 konnten aufgeklärt werden.

Titelfoto: Bildmontage: Ralf Seegers, privat

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