Mord-Prozess: So blutig ist der Drogenkrieg in Leipzig
Leipzig - Leipzigs Eisenbahnstraße gilt als Sachsens gefährlichste Meile. Nicht zu Unrecht, wie ein Prozess am Landgericht zeigt. Im Kampf um Drogen-Verkaufsplätze schrecken die Gangs auch vor potenziell tödlicher Gewalt nicht zurück.
Nach Erkenntnissen der Polizei sind es vor allem nordafrikanische Dealerbanden, die den Straßen-Markt für Crystal und Marihuana dominieren.
Vier Mitglieder einer solchen Gang stehen aktuell wegen versuchten Mordes vor Gericht.
Am Abend des 2. April 2020 sollen sie mit zwölf weiteren Kumpanen der "Konkurrenz" einen Besuch abgestattet haben. Laut Anklage traten sie die Wohnungstür ein, dann soll Banden-Chef Saif F. (25) sofort das Feuer eröffnet haben.
Der Anklage zufolge schoss der Tunesier mit einer Pistole einem Algerier (26) in den Bauch. Bei seiner Flucht aus dem Fenster stürzte der Schwerverletzte vom Dachgeschoss fünf Meter in die Tiefe.
Ein weiteres Opfer (27) soll von Gang-Mitglied Ashraf G. (26) mit einer Machete übel zugerichtet worden sein.
Verteidiger wollten Prozess wegen Corona platzen lassen
Der Angriff sei eine "Machtdemonstration" gewesen, so Staatsanwalt Dennis Michalski.
Es sei um die Vormachtstellung beim Betäubungsmittelhandel auf der Eisenbahnstraße gegangen.
Beide Opfer überlebten nur durch Notoperationen.
Um die Durchführung des Prozesses wurde hart gerungen. Mehrere Verteidiger wollten ihn wegen Corona platzen lassen - auch der größte Gerichtssaal war ihnen zu eng.
Das Gericht hatte daraufhin die Hygienemaßnahmen verschärft. Unter anderem wurde eine umfassende Testpflicht angeordnet.
An jedem der bis Dezember terminierten Verhandlungstage müssen sich sämtliche im Saal befindliche Personen zuvor auf Corona testen - ein Novum in Sachsen.
Titelfoto: Silvio Bürger