Mildes Urteil: Warum der falsche Arzt Sascha R. "mehr Schwein als Verstand" hat
Leipzig - Am Ende sind es 21 Monate Haft für fünf Monate Doktorspiele – das Landgericht Leipzig hat am Dienstag den Hochstapler und Serienbetrüger Sascha R. (36) hinter Gitter geschickt. Der Berliner Pflegehelfer hatte zwischen Oktober 2020 und Februar 2021 als falscher Privatarzt in Leipzig insgesamt 222 Patienten behandelt.
Er habe "mehr Schwein als Verstand" gehabt, dass bei seinen Doktorspielen niemand zu Schaden gekommen sei, sagte der Vorsitzende Richter Andreas Stadler in seiner Urteilsbegründung.
Immerhin hatte der Hochstapler, der sich seine Diagnosen größtenteils "ergoogelte", den ahnungslosen Menschen Medikamente verabreicht, einige auch via Spritze.
Dass es dem mehrfach vorbestraften Betrüger mit laut Gericht "dilettantisch gefälschten" Urkunden gelang, selbst echte Ärzte zu täuschen, wirft ein fahles Licht auf die Branche der Weißkittel.
"Wir leben in einer Gesellschaft, in der man glaubt, was man hört und sieht und sind geneigt, die Fassade für Wahrheit zu halten", fasste es Richter Stadler recht treffend zusammen.
Hochstapler schuldet Opfern noch mehr als 60.000 Euro
Am Ende erkannte seine Strafkammer auf 81 Tathandlungen – Betrug, gefährliche Körperverletzung (Spritzen), Missbrauch von Titeln, unerlaubte Abgabe von Medikamenten und unbefugtes Ausstellen von Gesundheitszeugnissen.
Und eigentlich wäre die Gesamtstrafe unter Einberechnung zweier zuvor ergangener Betrugs-Urteile mit drei Jahren und sechs Monaten Haft auch viel höher ausgefallen.
Da jedoch 21 Monate aus den vorangegangenen Verfahren bereits verbüßt waren, habe das Gericht rechtlich keine Handhabe gehabt, über dieses Strafmaß hinauszugehen, erklärte Stadler
Das Gericht ordnete zudem die Einziehung von 61.719 Euro an, die der Betrüger seinen Opfern schuldet. Ob Sascha R. die Summe in 30 Jahren abstottern kann, ist aber fraglich.
Im Knast schult der falsche Arzt gerade auf Gebäudereiniger um. Stadler: "Da werden sie wohl viele Gebäude putzen müssen..."
Titelfoto: Alexander Bischoff