Überraschende Wende im Prozess: Gil Ofarim gibt zu, gelogen zu haben

Leipzig - Das Verfahren gegen den jüdischen Musiker Gil Ofarim (41) wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung ist nach dessen überraschendem Geständnis eingestellt worden.

Gil Ofarim (41) rudert zurück: Er gestand am Dienstag, gelogen zu haben.
Gil Ofarim (41) rudert zurück: Er gestand am Dienstag, gelogen zu haben.  © Hendrik Schmidt/dpa

Der 41-Jährige muss einen Geldbetrag in Höhe von 10.000 Euro zahlen, sagte der Vorsitzende Richter am Landgericht Leipzig am Dienstag.

Dieses soll je zur Hälfte an die jüdische Gemeinde in Leipzig und an den Trägerverein des Hauses der Wannseekonferenz gezahlt werden.

Der Verein widmet sich unter anderem dem Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Politik. Die beiden Teilbeträge sind innerhalb eines halben Jahres fällig. Erst danach gilt der Prozess tatsächlich als eingestellt.

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Zuvor hatte der Musiker am 6. Verhandlungstag eingeräumt, nicht die Wahrheit gesagt zu haben. "Die Vorwürfe treffen zu", sagte er sichtlich bewegt im Gerichtssaal.

Zu dem Hotelmanager, der als Nebenkläger auftritt, sagte er: "Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Es tut mir leid."

Ofarim hatte im Oktober 2021 in einem Video Antisemitismus-Vorwürfe gegen das Leipziger Westin Hotel erhoben. Das Video verbreitete sich stark in den sozialen Netzwerken.

Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft Leipzig hatte sich der Vorfall aber nicht so zugetragen. Nach umfangreichen Ermittlungen folgte eine Anklage gegen Ofarim. Das Verfahren gegen den Hotel-Mitarbeiter wurde eingestellt.

Das Video habe er nun gelöscht, sagte Ofarim am Dienstag vor Gericht. Der Hotelmanager nahm die Entschuldigung an.

Es ging stets um diese Davidstern-Kette des Musikers.
Es ging stets um diese Davidstern-Kette des Musikers.  © Hendrik Schmidt/dpa

Angeklagter und Nebenkläger einigen sich

Der Vorsitzende Richter Andreas Stadler glaubt an den Wahrheitsgehalt des Geständnisses.
Der Vorsitzende Richter Andreas Stadler glaubt an den Wahrheitsgehalt des Geständnisses.  © Hendrik Schmidt/dpa

"Die Kammer ist davon überzeugt, dass das heutige Geständnis des Angeklagten der Wahrheit entspricht", sagte der Vorsitzende Richter, Andreas Stadler.

Der Angeklagte und der Nebenkläger hätten sich geeinigt, der Weg der Schadenswiedergutmachung wurde eingeschlagen und die Verbindlichkeit des Rechts gewährleistet. Der gute Ruf des Hotelmanagers sei wieder hergestellt. Da kein Urteil ergangen ist, gilt Ofarim übrigens rein rechtlich nicht als schuldig.

Ofarim hatte in dem Video geschildert, dass der Hotel-Mitarbeiter ihn aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen, damit er einchecken könne. Der Musiker erstattete später Anzeige, aber auch der Mitarbeiter wehrte sich und zeigte seinerseits den Musiker wegen Verleumdung an.

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Die Staatsanwaltschaft hatte umfangreich ermittelt: Es sei herausgekommen, dass sich der angebliche Antisemitismus-Vorfall in dem Hotel nicht so zugetragen habe, wie der Musiker es in dem Video geschildert hatte, hieß es.

Das Gericht hatte bis zum 7. Dezember zehn Verhandlungstage angesetzt.

Hotelmanager froh über "Ende der Odyssee"

Daniel Baumgärtner, Anwalt des Nebenklägers, gab nach Prozessende für seinen Mandanten ein Statement ab.
Daniel Baumgärtner, Anwalt des Nebenklägers, gab nach Prozessende für seinen Mandanten ein Statement ab.  © Hendrik Schmidt/dpa

Der Hotelmanager zeigt sich nach Angaben seines Anwalts indes erleichtert darüber, dass "die Wahrheit ans Licht gebracht werden konnte".

Details zu der Höhe des Schadensersatzes nannte Rechtsanwalt Daniel Baumgärtner am Dienstag am Landgericht Leipzig nicht: "Wir sind soweit mit dem Abschluss zufrieden und dabei bleibt es auch", erklärte Baumgartner. "Was Besseres hätte uns nicht passieren können."

Erstmeldung von 11.47 Uhr, zuletzt aktualisiert um 20.41 Uhr

Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa

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