Er raste vier Menschen in den Tod: Bilal A. (19) bleibt trotz Haftstrafe auf freiem Fuss
Eilenburg/Leipzig - Es war eine Tragödie unbeschreiblichen Ausmaßes: Im März 2023 raste im nordsächsischen Eilenburg ein damals 18-Jähriger vier Menschen tot. Der Syrer hatte keine Fahrerlaubnis, aber einen schweren Mercedes, mit dem er wiederholt illegal unterwegs war. Am Dienstag wurde Bilal A. in einem Geheim-Prozess zu einer Jugendstrafe von dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
![Bilal A. (19) auf dem Weg ins Gericht. Kurz darauf wurde er zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.](https://media.tag24.de/951x634/0/s/0sbfmqvg2trsnr9r9h34tvcfi0qe685t.jpg)
Das Trümmerfeld zog sich über mehrere Hundert Meter. Am Vormittag des 9. März war Bilal A. mit seiner Mercedes E-Klasse auf der B 87 in Richtung Torgau unterwegs. Bei nassen Straßenverhältnissen viel zu schnell, wie Gutachter später herausfanden.
Der Syrer, der nie einen Führerschein gemacht hatte, verriss bei etwa 120 km/h das Steuer und raste in den Gegenverkehr.
Der Benz krachte gegen einen Opel Meriva, schleuderte danach zurück und zerstörte einen Kia Venga. Ein nachfolgender Mitsubishi Outlander krachte erst in die Unfallfahrzeuge und dann in einen Lkw.
Im Kia starb ein Ehepaar (72, 71), zwei Insassen des Mitsubishi (68, 67) bezahlten ebenfalls mit ihrem Leben. Zwei weitere Insassen (64, 63) wurden schwer verletzt.
Seit Dezember verhandelte das Leipziger Amtsgericht gegen den heute 19-jährigen Bilal A. Ohne Ankündigung und Terminaushang - hinter verschlossenen Türen.
Denn obwohl er zur Tatzeit bereits volljährig war, wird der Syrer von der Justiz wie ein Jugendlicher behandelt. Was daran liegt, dass er im Oktober 2022 schon einmal illegal im Mercedes unterwegs war, dabei einen Unfall verursachte und Fahrerflucht beging.
Da er damals erst 17 war, der Fall nun mitverhandelt wurde, galt für den Flüchtling der maximale Schutz des Jugendstrafrechts.
Schuldig in allen Anklagepunkten
![Der völlig demolierte Mercedes nach dem Unfall. Laut Gutachten war der Syrer mit etwa 120 km/h unterwegs.](https://media.tag24.de/951x634/2/p/2p2bzgivxb9byojcny1l2f6bdyk8henk.jpg)
Vor Gericht legte Bilal A. eine Art Geständnis ab. Ja, er habe in Eilenburg im Mercedes gesessen, könne sich aber an den Unfall nicht mehr erinnern, erklärte der Angeklagte, der bei dem Horrorcrash eine Kopfverletzung erlitt.
Wer dem Schulabbrecher (7. Klasse), der auch keine abgeschlossene Ausbildung hat, den Mercedes zur Verfügung stellte, blieb im Verfahren ungeklärt. Der Wagen hatte keinen TÜV und nur eine Tageszulassung - auf Bilal A.
Am Dienstagnachmittag endete der Geheim-Prozess. Schuldig in allen Anklagepunkten! Wegen fahrlässiger Tötung in vier Fällen, zweifacher fahrlässiger Körperverletzung, vorsätzlichen Fahrens ohne Fahrerlaubnis und Unfallflucht verurteilte das Jugendschöffengericht unter Vorsitz von Richterin Christine Ludewig den Angeklagten zu dreieinhalb Jahren Gefängnis.
Zudem ordnete das Gericht an, dass A. vier Jahre lang keinen Führerschein machen darf.
![Unter Mercedes geht es nicht: Im schicken CL 500 ließ sich Flüchtling Bilal A. von seinem Bruder (22) zum Gericht fahren - und danach wieder nach Hause.](https://media.tag24.de/951x634/2/d/2dcyt7xcio4w9nz215vaq6zsgd826fye.jpg)
Totraser muss sein Handy abgeben
Das Gerichtsgebäude konnte Bilal A., dessen Verteidigung eine Bewährungsstrafe gefordert hatte, allerdings als freier Mann verlassen. Bis zu einer sehr wahrscheinlichen Berufungsverhandlung darf er in Freiheit bleiben.
Allerdings ermittelt die Justiz offenbar erneut gegen Bilal A. Vor der Urteilsverkündung waren Polizisten im Gericht erschienen und hatten im Zuge einer Beweissicherung das Handy des Syrers beschlagnahmt.
Titelfoto: Bildmontage: Tobias Junghannß, Hassan Nazari