Hat diese Immobilien-Maklerin privat 177.000 Euro Corona-Hilfe abgezockt?

Leipzig - Die staatlichen Coronahilfen haben auch zahlreiche Betrüger auf den Plan gerufen. Ein besonders dreister Fall wird aktuell am Landgericht Leipzig verhandelt. In Zeiten explodierender Immobilienpreise soll sich eine Leipziger Maklerin gegenüber der Sächsischen Aufbaubank (SAB) bitterarm gerechnet und so insgesamt 177.000 Euro Corona-Hilfe kassiert haben. Um damit ihr Leben zu finanzieren - glaubt die Staatsanwaltschaft.

Blonder Engel – so präsentiert sich Immobilienmaklerin Claudia S. auf Business-Seiten im Internet.
Blonder Engel – so präsentiert sich Immobilienmaklerin Claudia S. auf Business-Seiten im Internet.  © Screenshot B2B

Digital wirkt bei Claudia S. (42) alles wie aus dem Ei gepellt. Ihre drei Immobilienportale im Netz sind auf edel gemacht. Auf Business-Seiten im Internet präsentiert sich die aufblondierte Dresdnerin als durchgestylte Geschäftsfrau. Spezialität: die Vermittlung hochwertiger denkmalgeschützter Immobilien.

Dass die gelernte Fotolaborantin, die auf dem zweiten Bildungsweg Marketing studierte, ihre drei Firmen als Alleinunternehmerin von ihrer Wohnung aus führte, war nur wenigen bekannt.

Während in den letzten drei Jahren in Leipzig der Immobilienmarkt heiß lief, Anleger in Krisenzeiten Milliarden in "Betongold" investierten und schier jede Bruchbude einen Käufer fand, müssen die Geschäfte jedoch an Claudia S. vorbeigelaufen sein.

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Und Schuld daran war Corona, wie es die Maklerin in insgesamt sieben Hilfsanträgen an die SAB beschrieb.

Liquiditätsengpässe von insgesamt rund 400.000 Euro soll die Alleinunternehmerin dort für ihre drei Vermittlungsportale angegeben haben - im Zeitraum zwischen März und Juni 2020.

Die Große Wirtschaftsstrafkammer des Leipziger Landgerichts will in sieben Verhandlungstagen bis Ende November den mutmaßlichen Corona-Subventionsbetrug aufklären.
Die Große Wirtschaftsstrafkammer des Leipziger Landgerichts will in sieben Verhandlungstagen bis Ende November den mutmaßlichen Corona-Subventionsbetrug aufklären.  © Ralf Seegers

Sieben Zahlungen zu insgesamt 177.000 Euro gingen an die Maklerin

Auf der An­kla­ge­bank: Vor Ge­richt ließ Clau­dia S. alle Vor­wür­fe der Staats­an­walt­schaft durch ih­ren An­walt zu­rück­wei­sen.
Auf der An­kla­ge­bank: Vor Ge­richt ließ Clau­dia S. alle Vor­wür­fe der Staats­an­walt­schaft durch ih­ren An­walt zu­rück­wei­sen.  © Ralf See­gers

Und der Staat half schnell. In sieben Tranchen zahlte die SAB den drei Firmen der Frau insgesamt 177.000 Euro Corona-Hilfen aus. Zu Unrecht, wie die Staatsanwaltschaft behauptet. Die Anklage lautet auf siebenfachen, teils schweren Subventionsbetrug. Claudia S. habe "im groben Eigennutz" gehandelt, erklärte Staatsanwalt Henning Rotzoll.

Der mutmaßliche Betrug war zunächst nicht der SAB aufgefallen – sondern der Justiz in Niedersachsen. Am Amtsgericht Burgwedel war die mehrfach vorbestrafte Geschäftsfrau Anfang 2020 wegen Urkundenfälschung und Betruges zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.

Bei der anschließenden Vermögensabschöpfung fielen den Beamten dort die hohen Summen auf, die Claudia S. von der SAB überwiesen bekam. Sie informierten daraufhin die Behörden in Sachsen.

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In einer Verteidiger-Erklärung wies Claudia S. am Donnerstag sämtliche Vorwürfe zurück. Die Corona-Hilfen sind demnach nicht für private Zwecke verwendet worden, sondern zur Kompensation von Liquiditätsengpässen.

Vor Corona seien ihre Unternehmen wirtschaftlich gesund gewesen, ließ die Maklerin erklären. Der Prozess wird fortgesetzt.

Titelfoto: Ralf See­gers

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