Leipzig - Falsche Kinder und Enkel auf WhatsApp, vermeintliche Polizisten oder Bankmitarbeiter am Telefon, Phishing-E-Mails im elektronischen Briefkasten - nahezu täglich bringen fiese Trickbetrüger in Sachsen arglose Menschen um ihr Geld. Wer die Hintermänner sind, wird selten bekannt. Doch zu Jahresbeginn gelang es der Leipziger Kripo, eine Bande zu sprengen. Seit Donnerstag stehen die Mitglieder vor Gericht.
Ihre Basis war im holländischen Rotterdam: Von hier aus sollen Raychinel C. (24), Sjakiel B. (23), Damien A. (31) und Chaymae B. (20) - drei Holländer und eine Deutsche - Menschen betrogen haben.
Masche Nummer eins: Sjakiel B. war laut Anklage der WhatsApp-Experte der Truppe, der mit "Hallo Mama, hallo Papa ..."-Nachrichten ältere Herrschaften glauben ließ, dass ihre Kinder eine neue Mobilnummer hätten und zur Begleichung einer wichtigen Rechnung dringend Geld bräuchten.
Und tatsächlich fielen mehrere Deutsche auf den Schwindel rein. Ermittler konnten letztlich Überweisungen in Höhe von 7460 Euro nachvollziehen.
Weit mehr Geld, nämlich insgesamt mehr als 171.000 Euro, soll die Bande mit der Masche "falscher Bankmitarbeiter" gemacht haben.
Und die lief so: Aus kriminellen Kanälen hatte sich die Bande Datensätze von etlichen Kunden der Postbank und der Volksbank besorgt. Via SMS wurden diese dann angeschrieben, dass die Gültigkeit ihrer Online-Banking-App in Kürze ablaufen würde.
Über einen Link in der SMS wurden die Kunden dann auf täuschend echt nachgebaute Internetseiten der Banken geleitet. Dort wurden sie aufgefordert, ihre Login-Daten einzugeben - angeblich, um die App zu verlängern.
Leipziger Spezialeinheit "Schock" kommt Trickbetrügern auf die Schliche
Tatsächlich aber gaben die Betrüger die so erlangten Zugangsdaten auf den tatsächlichen Online-Banking-Portalen der Banken ein.
Parallel dazu rief die Frau im Team als (falsche) Bankmitarbeiterin bei den Betroffenen an und animierte sie, die auf den Handys der Opfer gerade aufploppenden Identifizierungs-Codes (TAN-Verfahren) zu bestätigen.
In Dutzenden Fällen wurden so die Konten der Opfer leergeräumt. Da einer der Geprellten in Leipzig lebte, nahm sich die von der hiesigen Kripo gerade neu gegründete Spezialeinheit "Schock" der Ermittlungen an.
Im Februar konnten die mutmaßlichen Köpfe der Bande aufgespürt und festgenommen werden. Zum Prozessauftakt blieben die Angeklagten noch still.
Sie hoffen auf einen Deal, der Geständnisse mit deutlicher Strafminderung belohnt. Zum nächsten Verhandlungstag will das Gericht einen "Verständigungsvorschlag" unterbreiten.