Geständnis im Leipziger Stalker-Prozess: "Ich habe so lange zugedrückt, bis ihr Körper erschlafft war"
Leipzig - Weil er seine große Liebe nicht haben konnte, tötete er sie: Im Prozess um den Mord an der Leipziger Marketing-Managerin Dorin V. (43) hat der Angeklagte am heutigen Freitag gestanden, die Frau in deren Wohnung erwürgt zu haben. Anders als die Mord-Anklage stellte Marcus W. (40) das Geschehen jedoch als emotionsgeladene Spontantat dar.
Er zitterte am ganzen Leib und wurde immer wieder von Weinkrämpfen übermächtigt. "Dorin war die Frau, die ich liebte... die ich niemals töten wollte", stammelte Marcus W. zu Beginn seiner Einlassungen. Dass er sie dennoch umbrachte, dafür hasse er sich.
Über eine Dating-App habe er Dorin kennengelernt. Das erste Treffen bei einem Spaziergang sei am 26. April gewesen, der erste Sex am Tag darauf in ihrer Wohnung. "Für mich war sie die perfekte Frau", sagte W.
Dass Dorin das anders sah und von der geradezu erdrückenden Liebe ihrer neuen Bekanntschaft schnell abgestoßen war, das will der Maler nicht mitbekommen haben.
Obwohl die hübsche Frau ihn immer öfter versetzte, sich oft tagelang nicht meldete und Mitte November den Kontakt gänzlich abbrach, ließ W. nicht locker. Dass Dorin zwischenzeitlich eine Beziehung mit einem Kollegen einging, machte ihn wütend. "Ich habe an seinem Auto die Reifen zerstochen", gab Marcus W. zu.
Dennoch stimmte Dorin einem letzten Treffen am 27. Dezember zu. "Ich hatte wieder Hoffnungen, war euphorisiert", so der Angeklagte. Doch beim Weintrinken am Küchentisch sei die Stimmung gekippt. Dorin habe ihn lautstark beleidigt. "Ich wäre ihr finanziell und intellektuell nicht gewachsen und eine sexuelle Null", gab W. an.
Er habe ihr dann beide Hände an den Hals gelegt. "Ich habe so lange zugedrückt, bis ihr Körper erschlafft war..." Anschließend sei er nach Hause gefahren, um sich selbst umzubringen.
"Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten..."
In seinem Geständnis räumte Marcus W. zwar die Tötung der Frau ein, widersprach aber der Darstellung der Staatsanwaltschaft, die Tat geplant zu haben. "Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten, wollte nur, dass dieses Geschrei, diese Hasstiraden aufhören...", erklärte der Angeklagte im weinerlichen Tonfall.
Auch gab er an, vor dem Besuch größere Mengen Wein und Gin-Tonic getrunken zu haben.
Auf die Frage des Vorsitzenden Richters Hans Jagenlauf, warum er angesichts der durch Dorin erfahrenen Ablehnung nicht einfach gegangen sei, blickte der Angeklagte zu Boden. "Ich weiß es nicht...", flüsterte er nach längerem Schweigen.
Der Prozess wird mit Zeugenvernehmungen fortgesetzt.
Titelfoto: Bildmontage: Ralf Seegers, privat