Geständnis im Korruptionsskandal! So wurde der Bauplan zugunsten des Polizisten manipuliert

Leipzig - Brisante Details im Korruptionsskandal im Markkleeberger Bauamt: Die Manipulation des Bebauungsplanes zugunsten des Bauantrages eines hochrangigen Polizeibeamten ist generalstabsmäßig geplant worden. Demnach nutzten der unter Verdacht der Bestechlichkeit stehende Stadtplaner und seine Hintermänner sogar den Urlaub eines Rathaus-Kollegen aus.

Gab vor Gericht die Manipulation des Bebauungsplanes zu: Stadtplaner Sven Pleße, der jetzt Bauamtsleiter im Markranstädt ist.
Gab vor Gericht die Manipulation des Bebauungsplanes zu: Stadtplaner Sven Pleße, der jetzt Bauamtsleiter im Markranstädt ist.  © Ralf Seegers

Mit hängenden Schultern und gesenktem Blick gab der heute in Markranstädt als Bauamtsleiter tätige Sven Pleße (58) im am gestrigen Donnerstag gestarteten Korruptions-Prozess die dreiste Manipulation des Bebauungsplanes des "Villen- und Siedlungsraumes Raschwitz" zu, die er 2016 als Stadtplaner im Markkleeberger Bauamt vorgenommen hatte.

Um einem hochrangigem Polizeibeamten und dessen Frau den Bau einer Villa im geschützten Denkmalgarten des Gutshauses Raschwitz ermöglichen zu können, zeichnete er im Bebauungsplan einfach ein Baufeld ein, obwohl dort ein Bauverbot gilt. Dafür nutzt er nach eigenen Angaben gleich mehrfach die Urlaubs- und Krankheitsabwesenheiten eines Bauamts-Kollegen aus, der für dieses Gebiet eigentlich zuständig war.

Auch den Bauantrag des Polizisten managte Pleße so, dass er genau dann gestellt wurde, als der zuständige Kollege nicht im Dienst war. "Ich musste sicher gehen, dass ich für die Bearbeitung zuständig bin", gestand er vor Gericht.

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Zuvor hatte Pleße noch einen gefälschten Bebauungsplan bei der Bauaufsicht des Landratsamtes deponiert, damit bei deren Prüfung der rechtswidrige Bau im Denkmalgarten nicht auffällt. Durch eine Anfrage des Denkmalschutzes sei die Sache letztlich aufgeflogen, berichtete der vom Angeklagten hintergangene Bauamts-Kollege im Zeugenstand.

Idyllisches Grundstück hinterm Gitterzaun - der Denkmalgarten am Gutshaus Raschwitz darf aber nicht bebaut werden.
Idyllisches Grundstück hinterm Gitterzaun - der Denkmalgarten am Gutshaus Raschwitz darf aber nicht bebaut werden.  © Alexander Bischoff

Wurde Ex-Stadtplaner Sven Pleße ein Bestechungsgeld versprochen?

An dieser Stelle (Kreis) soll der Bebauungsplan "Villen- und Siedlungsraum Raschwitz" manipuliert worden sein.
An dieser Stelle (Kreis) soll der Bebauungsplan "Villen- und Siedlungsraum Raschwitz" manipuliert worden sein.  © Alexander Bischoff

Vor Gericht erklärte Pleße, dass ihn sein enger Bekannter Ralf M. gebeten habe, zu schauen, welche baulichen Möglichkeiten es für das Grundstück gebe. Den Polizisten will er nicht kennen, ebenso nicht eine etwaige Verbindung zwischen jenem Ralf M. und dem bauwilligen Polizeiführer.

Dass ihm für die Manipulation ein Bestechungsgeld versprochen wurde, wie die Anklage behauptet, wies Pleße am Donnerstag zurück. "Ich habe ausschließlich aus eigenem Antrieb gehandelt", erklärte er.

Die Markkleeberger Hauptamtsleiterin Andrea Stübiger (58), die Pleße nach dessen Rauswurf die Büroschlüssel abnahm, wusste als Zeugin jedoch anderes zu berichten. Ihr soll Pleße im Stadium großer Niedergeschlagenheit gebeichtet haben, dass "die Versuchung zu groß" gewesen sei.

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Stübiger: "Auf meine Frage, ob er Geld genommen habe, erklärte er mir, dass das Geld erst mit der Baugenehmigung geflossen wäre...." Wer das Bestechungsgeld bezahlt hätte, ist bis heute unklar. Der Prozess wird fortgesetzt.

Der Polizeibeamte ließ am Donnerstag gegenüber TAG24 noch einmal klarstellen, dass er damals eine Dienstleistung eines Bauträgers in Anspruch genommen habe und keine Kenntnis von dessen Vorgehen und Korrespondenz mit Behörden hatte. Die Familie hat die Villa inzwischen auf einem anderen Grundstück errichten lassen.

Titelfoto: Bildmontage: Alexander Bischoff, Ralf Seegers

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