Gesprengte Bankomaten: Erster Prozess gegen "Plofkraker" in Sachsen
Leipzig - Nahezu täglich fliegt in Deutschland ein Geldautomat in die Luft. Nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamtes sind es vor allem holländisch-marokkanische Banden, die auf so brachiale Weise Millionen Euro erbeuten. Seit dem gestrigen Montag steht ein mutmaßliches Mitglied einer "Plofkrakers"-Bande in Leipzig vor Gericht.
"Plofkrakers", zu Deutsch Knallknacker, das ist die Bezeichnung der holländischen Polizei für ein Kriminalitätsphänomen, das sich in den vergangenen Jahren immer mehr nach Deutschland verlagert hat.
Banden, die nachts ein Luft-Gas-Gemisch in Geldautomaten leiten und dies dann fernzünden. Um an die Geldkassetten heranzukommen, nehmen die Verbrecher massive Gebäudeschäden in Kauf.
Wurden 2011 in Deutschland 38 solcher Sprengungen registriert, waren es laut BKA 2020 schon 414 - mit einer Beute von 17,1 Millionen Euro.
Ali H. (29) soll einer dieser "Plofkrakers" sein. Seine Bande flog im Oktober 2018 im bayerischen Germering auf. Nach einer wilden Schießerei, bei der SEK-Beamten 30 Schüsse auf die Täter abfeuerten, wurden fast alle Verbrecher gefasst. Nur Ali H. gelang im Kugelhagel die Flucht.
Zwei Jahre waren Zivilfahnder an dem Marokkaner dran, bis sie ihn im Dezember 2020 in Amsterdam verhafteten.
Anklage will schweigsamen Ali H. mit DNA-Spuren überführen
Nachdem er im Januar bereits wegen der Germering-Sache in München zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt wurde, steht er seit Montag vor dem Leipziger Landgericht.
Grund: Nach der Sprengung eines Geldautomaten der Deutschen Bank am 2017 in Leipzig-Gohlis, bei der die Täter 110.190 Euro erbeuteten und einen Schaden von 395.000 Euro anrichteten, war seine DNA am Tatort gesichert worden.
Ebenso bei einer Bankomaten-Sprengung acht Tage zuvor im niedersächsischen Langenhagen. Dort erbeuteten die "Plofkrakers" 340.000 Euro, verloren aber die Geldtasche. Der Fall wird in Leipzig mitverhandelt.
Während Ali H., der aus der niederländischen Provinz Flevoland stammt, in München ein Geständnis ablegte, will er sich in Leipzig nicht zu den Vorwürfen äußern.
Seine Anwältin Beate Böhler erklärte, dass die DNA die Täterschaft ihres Mandanten keineswegs beweise, da sie nichts darüber aussage, wann und wie sie dorthin gekommen sei.
Der Prozess wird fortgesetzt.
Titelfoto: Montage: TNN; Ralf Seegers