"Fahrradgate"-Prozess: Angeklagte Polizistin weist alle Schuld von sich
Leipzig - Sie ist sich keiner Schuld bewusst: Im "Fahrradgate"-Prozess um den illegalen Verkauf sichergestellter Räder bei der Polizei hat die ehemalige Asservatenverantwortliche Anke S. (47) die Vorwürfe des Diebstahls und der Bestechlichkeit zurückgewiesen. Die Weitergabe der Fahrräder sei mit ihren Vorgesetzten abgesprochen gewesen.
Auch im zweiten Prozess-Anlauf erklärte sich die suspendierte Polizeihauptmeisterin zunächst über eine von ihrem Verteidiger Erik Bergmüller verlesene Erklärung.
Sie habe sich nicht persönlich bereichert und auch kein Geld für sich behalten, ließ die Angeklagte vortragen.
Alle Spenden, die sie erhalten habe, habe sie an einen gemeinnützigen Verein weitergegeben. Gemeint ist der Pegauer Kleingartenverein "Freundschaft", dessen Vorsitzender der Vater der Polizistin war.
Auf Nachfragen des Gerichts erklärte Anke S. später, dass sie einerseits Asservatenverantwortliche der Polizei und andererseits Bevollmächtigte des begünstigten Vereins in einer Person war.
Fahrradgate-Prozess in Leipzig wird fortgesetzt
Sie habe das jedoch strikt getrennt, versicherte die Angeklagte. Und erklärte: "Ich habe nichts verheimlicht und die Vorgänge meinen Vorgesetzten immer mitgeteilt."
Dem widersprach der ehemalige Vorgesetzte von Anke S. im Zeugenstand.
Ihm sei von Bargeldübergaben an die Angeklagte nichts bekannt gewesen, sagte André F. (49).
"Wenn ich davon erfahren hätte, hätte ich es auch untersagt."
Gegen den Hauptkommissar war im "Fahrradgate" ebenfalls ermittelt worden.
Das Verfahren wurde jedoch eingestellt - wie im Übrigen alle Ermittlungsverfahren gegen die sieben Polizeiführer, die zwischen 2014 und 2018 für die ZentraB (Zentrale Bearbeitung Fahrradkriminalität) und deren Asservaten verantwortlich waren. Der Prozess wird fortgesetzt.
Titelfoto: Ralf Seegers