"Fahrradgate" - Angeklagte sagt aus: Vorgesetzte sollen von illegalen Rad-Verkäufen gewusst haben
Leipzig - Sie ist sich keiner Schuld bewusst. Im "Fahrradgate"-Prozess um den illegalen Verkauf sichergestellter Räder bei der Polizei hat die wegen Diebstahls und Bestechlichkeit angeklagte ehemalige Asservatenverantwortliche der Polizei Leipzig die Abgabe der Fahrräder gegen "Spenden" eingeräumt. Angeblich war dies mit Vorgesetzten so abgesprochen.
Sie habe von all dem Geld nichts für sich behalten, versicherte Anke S. (47) noch einmal persönlich.
Zuvor hatte ihr Verteidiger Thomas Morguet eine lange Erklärung abgegeben, in der seine Mandantin jede einzelne Übergabe eines Fahrrades aus ihrem Asservatenlager an Kollegen, deren Freunde und Justizbeschäftigte gegen eine Spende von größtenteils 50 Euro einräumte.
Die Abgabe der Räder an gemeinnützige Vereine sei erlaubt gewesen, heißt es in der Erklärung.
Die Spenden sind demnach zum großen Teil an den Pegauer Gartenverein Freundschaft geflossen, dessen Vorsitzender der Vater von Anke S. war.
Verteidigung zeichnet Bild einer völlig überforderten Beamtin
Was die gerade mal aus zehn Parzellen bestehende Gartensparte mit all dem Geld angestellt hat? "Vielleicht für neue Wasserrohre, das weiß ich aber nicht, da bin ich raus", erklärte die suspendierte Polizeihauptmeisterin später auf Nachfrage des Gerichts.
Die Erklärung der Verteidigung zeichnete das Bild einer völlig überforderten Beamtin ohne Führungserfahrung, die ohne vorherige Einweisung mit der Verantwortung der Asservatenverwaltung betraut wurde, die mit übervollen Lagern zu kämpfen hatte ("monatlich 300 bis 400 neue Fahrräder") und die bei der Abgabe der Räder im Einvernehmen mit ihren Vorgesetzten gehandelt haben will.
Auch die Tatsache, dass sie bei den Fahrrad-Deals als Polizeibeamtin und Beauftragte des Gartenvereins in einer Person handelte, war der Erklärung zufolge weder für Anke S. noch ihre vielen Kunden aus Polizei und Justiz ein Problem.
Der Prozess wird fortgesetzt.
Titelfoto: Ralf Seegers