Eifersucht! Rentner (83) soll Gattin (82) nach 63 Jahren Ehe getötet haben
Leipzig - Bis dass der Tod euch scheidet. In Nordsachsen soll ein Rentner seine 63 Jahre lang währende Ehe mit einem Kissen gewaltsam beendet haben. Eifersucht und der Wunsch, wieder Motorrad zu fahren, führten offenbar zu dem folgenschweren Entschluss. Seit dem heutigen Donnerstag steht der 83-jährige Dieter G. in Leipzig wegen heimtückischen Mordes vor Gericht.
Sie lag auf dem Bett, als wäre sie friedlich eingeschlafen. Kinder und Schwiegerkinder verabschiedeten sich im Schlafzimmer des Dreiseitenhofes in Merkwitz von Frieda G. (82). Auch ihr Gatte Dieter stand am Morgen des 4. Juni im Raum und weinte.
Doch schon bei der ersten Leichenschau fielen den Rechtsmedizinern die kleinen Punktblutungen in den Augen auf - ein klares Indiz für einen Erstickungstod.
Fünf Monate später sitzt Dieter G. auf der Anklagebank. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, seiner schlafenden Frau gegen 6 Uhr morgens ein Kissen so ins Gesicht gedrückt zu haben, dass sie erstickte.
Das Motiv soll Eifersucht gewesen sein. Laut Anklage glaubte Dieter, dass seine Frieda ein Verhältnis mit einem Nachbarn hatte. Belege dafür fanden die Ermittler nicht.
"An diesem Tag hatte ich kein Kissen in der Hand...", ist der erste Satz, den der frühere Traktorist und Landmaschinenschlosser zu seiner Verteidigung sagt. Später beteuert er: "Ich habe sie nicht erstickt."
Waren Sie eifersüchtig, will der Richter wissen. "Wird schon so gewesen sein, gibt ja Gründe dafür...", antwortet der Rentner. Er erzählt danach alte Geschichten, die bis in DDR-Zeiten reichen und deutet an, dass eines der vier gemeinsamen Kinder nicht von ihm sein könnte.
Nicht der erste Mordversuch?
Seine Töchter berichten später im Zeugenstand, dass selbst, wenn die Mutter auf die Leiter stieg, um Fenster zu putzen, der Vater glaubte, sie wolle nach dem Nachbarn schauen.
Und noch etwas geben sie zögerlich preis: Schon vor vier Jahren soll Dieter G. seiner Frau im Bett ein Kissen ins Gesicht gedrückt haben. "Mutti konnte sich aber befreien."
Und noch ein bemerkenswertes Detail kommt zum Prozessauftakt zur Sprache: Am Tag vor der Tat überraschte der 83-Jährige seine Gattin mit dem Ansinnen, sich ein Motorrad kaufen zu wollen.
Frieda G. verwaltete die Finanzen der Familie. Ob eine mögliche Ablehnung dieses Wunsches der letzte Tropfen war, der Dieters seelisches Fass zum Überlaufen brachte?
In dem Mord-Prozess wird auch ein psychiatrischer Gutachter zur Sprache kommen. Am Donnerstag ließ der Angeklagte bereits durchblicken, dass er von diesem Experten nichts halte.
Der Prozess wird fortgesetzt.
Titelfoto: Ralf Seegers