Cedric (†17) erstochen: Prozess gegen mutmaßlichen Killer (22) wieder unterbrochen
Leipzig/Wurzen - Knapp elf Monate ist es her, dass Cedric W. (†17) an Himmelfahrt in Wurzen (Landkreis Leipzig) erstochen wurde (TAG24 berichtete). Am gestrigen Montag gab es den dritten Anlauf der Beweisaufnahme - und die nächste Verschiebung.
Zunächst erschien Sandy-Heiko H. (22) erst gar nicht zum Prozess. Richter Hans Weiß wollte deshalb nicht beginnen und offenbarte der Verteidigerin des Angeklagten, welche Konsequenzen dies haben könnte.
"Üblicherweise führt das zu einer Vorführung oder Verhaftung, wenn jemand unentschuldigt nicht erscheint", unterstrich auch Katrin Seidel, Sprecherin am Landgericht Leipzig, gegenüber RTL.
Die Anwältin des mutmaßlichen Täters habe daraufhin telefoniert, woraufhin H. nach einiger Zeit doch noch erschien. Aber auch diesmal sollte der Prozess nur von kurzer Dauer sein.
Es wurde erneut unterbrochen. Grund war diesmal, dass die Mutter des Tatverdächtigen, die zugleich Zeugin im Prozess ist, befürchtet, mit dem Coronavirus infiziert zu sein.
Das nächste schnelle Ende - ein erneuter Rückschlag für die trauernden Eltern des getöteten Cedric.
"Mir fehlen die Worte. Ein Stück weit war uns das schon klar, aber zu 100 Prozent erwartet hätten wir es dann doch nicht", so die Mutter zu RTL. "Wir können nur mit dem Kopf schütteln", ergänzte der Vater.
Tödlicher Stich traf Cedric W. (†17) am Herzen
In jener Nacht im Mai 2020 stieg in der Nachbarschaft des späteren Opfers eine Gartenparty.
Da sich Cedric W. von dem Lärm gestört fühlte, sprach er die Feiernden an. Dann eskalierte die Situation.
"Es kam zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Angeklagten und seinem Umfeld und dem später getöteten jungen Mann und dessen Umfeld. In diesem Zusammenhang kam es zu einem Stich aus dem Taschenmesser des Angeklagten, der leider die Herzkammer traf, was in kurzer Zeit zum Tod des jungen Mannes führte", erläuterte Gerichtssprecherin Seidel die damaligen Szenen.
Mitten in der Nacht wurden Cedrics Eltern gegen 4 Uhr aus dem Schlaf geklingelt. Eine Beamtin habe ihnen die Nachricht vom Tod ihres Sohnes bei einer Messerstecherei übermittelt, erzählten die Eltern am Prozesstag am Montag gegenüber RTL.
Da laut Staatsanwaltschaft weiterhin kein dringender Tatverdacht bestehe - auch weil unklar ist, ob der Messerstich gegen den Nachwuchs-Boxer in Notwehr gesetzt wurde -, kam Sandy-Heiko H. erneut auf freien Fuß. Schon in den letzten Monaten sind die trauernden Eltern dem mutmaßlichen Täter immer wieder auf der Straße über den Weg gelaufen.
Am Dienstag gibt es den nächsten Anlauf, die Verhandlung ordnungsgemäß zu starten.
Titelfoto: Bildmontage: privat, Ralf Seegers