Brutale Vergewaltigung: Mutmaßlicher Täter soll erst sechs Wochen vorher illegal eingereist sein
Leipzig - Es ist wohl der Albtraum aller Frauen: nachts auf dem Weg nach Hause überfallen und vergewaltigt zu werden. Einer Leipzigerin ist genau das widerfahren. Seit Dienstag steht ihr mutmaßlicher Peiniger vor Gericht - ein junger Mann aus dem Iran, der sechs Wochen vor der Tat illegal einreiste.
Im Sommer 2023 nahm Diyar G. (23) die mehr als 4000 Kilometer lange Reise auf sich. Über Armenien, Georgien, Russland, Belarus und Polen schaffte es der aus dem nordiranischen Urmia stammende Mann, der nach eigenen Angaben IT-Ingenieur ist, schließlich über die Grenze nach Deutschland.
Anfang Juli beantragte er in Brandenburg Asyl und wurde von den Behörden in Frankfurt an der Oder einquartiert.
Doch dort gefiel es dem jungen Perser, der sich in sozialen Netzwerken gern als Dandy mit edler Uhr, Einstecktuch, Goldring und Gebetskette präsentiert, offenbar nicht. Er kam nach Leipzig und versuchte hier sein Glück.
Für Heike L. (58) wurde dieser Lebensweg, der am 18. August den ihren kreuzte, zum Unglück. Anderthalb Stunden nach Mitternacht saß sie auf dem Heimweg von einer Feier in der Straßenbahn. Am Haltepunkt Angerbrücke stieg sie nichts ahnend aus der Tram. Ob sie den dunkelhaarigen Mann hinter ihr zuvor in der Bahn bemerkt hat, ist unklar.
Kaum war die Tram davongefahren, wurde die arglose Frau plötzlich von hinten gepackt. Laut Anklage war Diyar G. ihr gefolgt. Mit Gewalt soll er sie auf das Gelände des angrenzenden Straßenbahnhofes gezogen haben. Auf einer unbeleuchteten Grünfläche riss er Heike L. laut Anklage Rock und Slip vom Leibe - und vergewaltigte sie brutal.
Staatsanwältin Kobelt: "Es bestand potenzielle Lebensgefahr"
Den anfänglichen Widerstand der angetrunkenen Frau habe G. mit drei Faustschlägen ins Gesicht gebrochen, sagte Staatsanwältin Yvonne Kobelt. Zudem soll der Angeklagte sein Opfer massiv gewürgt haben. "Es bestand potenzielle Lebensgefahr", so Kobelt.
Ein Passant, der auf das Verbrechen aufmerksam wurde, konnte Schlimmeres verhindern. Die Polizei nahm den Iraner kurz nach der Tat fest. Vor Ort behauptet er, die verletzte Frau "gefunden" und ihr geholfen zu haben.
Wie der Vorsitzende Richter Rüdiger Harr am ersten Prozesstag ausführte, präsentierte Diyar G. im bisherigen Verfahren schon drei unterschiedliche Versionen seiner Rolle im Geschehen.
Mit der Intention, dem bis heute traumatisierten Opfer eine quälende Zeugenaussage zu ersparen, bot das Gericht dem Angeklagten für ein glaubhaftes Geständnis eine Strafe "um die sechs Jahre" an. Andernfalls könne im Falle einer Verurteilung wegen besonders schwerer Vergewaltigung eine "wirklich harte Strafe" stehen, stellte Harr klar.
Die im Gesetz festgeschriebene Höchststrafe liegt hier bei 15 Jahren Gefängnis. Bis zum nächsten Verhandlungstag am morgigen Donnerstag soll sich der Angeklagte entscheiden. Nach einem Rechtsgespräch stellte der Verteidiger von Diyar G. eine Einlassung seines Mandanten in Aussicht.
Titelfoto: Ralf Seegers