Blutiger Drogenkrieg: Prozess um Schießerei vor der "Sachsenbar"

Leipzig - Der Drogenkrieg in Leipzig - er wird vor allem rund um die berüchtigte Eisenbahnstraße geführt. Auch die Schießerei vor der "Sachsenbar" im August vorigen Jahres sehen Ermittler als Kapitel dieser schier unendlichen Geschichte um Verkaufsplätze und Marktanteile. Seit Montag steht der Inhaber der Kaschemme wegen versuchten Mordes vor Gericht.

Ein Justizbeamter bringt Kourosh R. ins Gericht. Der Boss der "Sachsenbar" soll auf Nordafrikaner geschossen haben.
Ein Justizbeamter bringt Kourosh R. ins Gericht. Der Boss der "Sachsenbar" soll auf Nordafrikaner geschossen haben.  © Ralf Seegers

Eigentlich wollte er die Nacht bei nackter Haut genießen. Als eine Nordafrikaner-Gang am Morgen des 20. August seinen Laden überfiel, amüsierte sich Kourosh R. (37) gerade in einer Tabledance-Bar mit leicht beschürzten Damen.

Nach dem Handy-Alarm ließ sich der Perser sofort mit dem Taxi zu seiner Bar bringen. Dort weinte das Personal noch aus rot geschwollenen Augen - vom Pfefferspray, das die Nordafrikaner eingesetzt hatten.

Den Ermittlungen zufolge machte das Kourosh R. derart wütend, dass er samt Gefolge auf die Straße rannte und mit einer scharfen Pistole auf die dort noch herumlungernden Kontrahenten feuerte.

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Der Libyer Bilal S. (28) konnte sich gerade noch ducken und so sein Leben retten. Ein Geschoss streifte so nur seinen Hinterkopf, ein weiteres zerfetzte sein linkes Ohr.

Die Anklage wertet die Schüsse dennoch als versuchten Mord. Staatsanwältin Katrin Minkus sprach am Montag von "Rache und Selbstjustiz".

Die Pistole fand die Polizei noch am Tatort - unter einem Kleintransporter.
Die Pistole fand die Polizei noch am Tatort - unter einem Kleintransporter.  © Silvio Bürger

Überfall auf "Sachsenbar" möglicherweise selbst Racheakt

Nach der Schießerei suchen Kriminaltechniker vor und an der "Sachsenbar" nach Spuren.
Nach der Schießerei suchen Kriminaltechniker vor und an der "Sachsenbar" nach Spuren.  © Silvio Bürger

Bei der Tatortarbeit wurden sowohl in der "Sachsenbar" als auch in einem Nebengelass Drogendepots gefunden. Ein starkes Indiz dafür, dass auch diese Schießerei dem hiesigen Drogenkrieg zuzuordnen ist.

Ein weiteres: Einem der beteiligten Nordafrikaner war fünf Wochen zuvor auf der Eisenbahnstraße ins Bein geschossen worden. Auch da soll es um Drogen gegangen sein.

Der Überfall auf die "Sachsenbar" war möglicherweise selbst ein Racheakt. Zumal hiesigen Rauschgiftfahndern bekannt ist, dass gerade Gangs junger Nordafrikaner aktuell einen heftigen Verdrängungskampf gegen bereits etablierte Strukturen führen.

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Über seinen Anwalt ließ Kourosh R. am Montag erklären, dass er zu allen Vorwürfen schweigen werde, sich jedoch auf sein Notwehr-Recht berufe.

Titelfoto: Montage: Ralf Seegers +

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