Aussage im Leipziger Mordprozess: Schulden, Drogen und eine Waffe, die von alleine schoss...
Leipzig - Im Prozess um den gewaltsamen Tod des 19-jährigen Jesse L. im Januar in Leipzig hat der des Mordes angeklagte Max D. (20) erstmals eingeräumt, seinen Bekannten erschossen zu haben. Allerdings stellte der hochverschuldete Pianist das Geschehen als Unfall dar.
Selbst reden wollte er am Freitag nicht. Max D. ließ stattdessen seinen Anwalt Christian Friedrich die Geschichte vortragen, die sich am 11. Januar zugetragen haben soll.
Demnach hatte der Sohn eines Zahnarztes und einer Pädagogin wegen seines Drogenkonsums und seines Lebensstils "eine hohe fünfstellige Summe" Schulden. Bei einem der Gläubiger wollte er Schulden mit einem Drogengeschäft abbauen. Dabei sei es um fünf Kilo Marihuana gegangen, die Max D. besorgen sollte.
Da er wusste, dass Jesse große Mengen besorgen könne, habe er sich an ihn gewandt. Der Bekannte habe zugesagt. Gemeinsam sei man am 11. Januar zu einem Spätverkauf nach Leipzig-Mölkau gefahren. Dort habe Jesse eine Sporttasche mit fünf Kilo Marihuana erhalten. Mit den Drogen im Kofferraum sei es dann Richtung Schkeuditz gegangen, wo das Gras an einer Tankstelle übergeben werden sollte.
Kurz vor dem Zielort sei sein Mandant rechts abgefahren, um mit dem Abnehmer zu telefonieren, so Anwalt Friedrich. Jesse habe dann plötzlich einen Arbeitshandschuh angezogen und aus der Sporttasche eine Pistole geholt.
Auf die Frage seines Mandanten, was das denn sei, habe Jesse geantwortet, dass er dies bei neuen Abnehmern so handhabe und die Waffe zur Abschreckung sei, falls etwas schiefgehe.
Ein Drogengeschäft, das aus dem Ruder lief
Anschließend, so die Darstellung des Angeklagten, soll ihm Jesse die Pistole in die Hand gedrückt haben. Sein Mandant sei ob des Gewichts der Waffe so überrascht gewesen, dass sie ihm aus der Hand fiel und sich beim Auffangen ein Schuss löste - der Jesse ins Gesicht traf, so die vom Verteidiger vorgetragene Version.
Jesse sei sofort tot gewesen und Max D. "in völlige Panik" verfallen. Weil er den Anblick des Toten nicht ertrug, habe der Angeklagte Jesse einen Müllsack über den Kopf gezogen und die Leiche vergraben. Anschließend sei er zu seiner Mutter gefahren, habe sich dort die Blutspritzer abgewaschen...
Fragen zu seiner erstmals präsentierten Version wollte Max D. am Freitag nicht beantworten. Dies sei erst für den nächsten Prozesstag (15. September) vorgesehen, so sein Verteidiger.
Titelfoto: Ralf Seegers