175 Millionen aufs eigene Konto: Mit diesem Erpresser hatten sogar die Richter Mitleid

Leipzig - Unglaublich, aber wahr: In Leipzig hat ein Hilfsgärtner versucht, die Sparkasse um 175 Millionen Euro zu erpressen. Dabei drohte er mit der Tötung von Mitarbeitern. Eine ziemlich dumme Idee, die er mit der Angabe seiner eigenen Kontonummer krönte. Am Mittwoch nun gab‘s die Quittung.

Schickte seine Droh-Mail verschlüsselt, gab darin aber seine eigene Kontonummer an: Dirk K. (r.), hier mit seinem Anwalt Ralf Juhnke, ist wohl Sachsens dümmster Erpresser.
Schickte seine Droh-Mail verschlüsselt, gab darin aber seine eigene Kontonummer an: Dirk K. (r.), hier mit seinem Anwalt Ralf Juhnke, ist wohl Sachsens dümmster Erpresser.  © Ralf Seegers

Als Sparkassen-Mitarbeiter Jens R. (53) an jenem Freitag im Februar 2018 die Mail auf seinem Rechner entdeckte, war er zunächst sprachlos. "So etwas hatten wir bis dato noch nicht gehabt und haben es sehr ernst genommen." Bis Montag sollte das Kreditinstitut 120 Millionen Euro, am Dienstag weitere 55 Millionen Euro zahlen. "...sonst werde ich sie alle töten", hieß es in der Erpresser-Mail.

Der Urheber der Zeilen, Dirk K. (30), stand am Mittwoch vor dem Landgericht und sorgte dort mit seinem Geständnis für ungläubiges Staunen.

Einerseits hatte er sich Mühe gegeben und, wie ein echter Verbrecher-Profi, das Erpresserschreiben über das anonyme Tor-Netzwerk verschickt. Um darin dann seine eigene Kontonummer (bei einer anderen Bank) für den Empfang der Millionen anzugeben.

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Auch der geforderte Verwendungszweck - "Schulden an Dirk K." - stand im harten Kontrast zum verschlüsselten Vorgehen. So kamen dann am Montag nicht die Millionen zum Hilfsgärtner, sondern Polizeibeamte, die seine Wohnung durchsuchten und schnell fündig wurden.

Vor Gericht gab Dirk K. an, dass er sich an der Sparkasse habe rächen wollen, weil die ihm angeblich mal 60 Euro zu Unrecht vom Konto abgebucht hätte. Zudem sei er beim Abschicken der tags zuvor verfassten Mail betrunken gewesen.

Auf die Frage des Richters, was er denn mit all dem Geld hätte anfangen wollen, antwortete der Angeklagte allen Ernstes: "Ich hätte es mit einem Mal abgehoben und zu Hause gebunkert." Ein schönes Leben habe er sich machen wollen, so Dirk K.

Es war übrigens nicht sein erster "Coup". Bereits 2008 hatte K. mit einem Messer einen Lebensmittelladen überfallen. Doch dessen Kasse war leer. Statt des erhofften Geldsegens erbeutete er damals exakt drei Päckchen Gummibären.

Wegen einer vom Gerichtspsychiater attestierten Intelligenzminderung ließen die Richter letztlich Milde walten und verurteilten den Möchtegern-Gangster zu zehn Monaten Haft auf Bewährung.

Titelfoto: Ralf Seegers

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