Weil er "vor Jahren verzaubert" wurde: Taxifahrer rast absichtlich auf Menschen zu
Von Petra Albers
Köln - Ein Taxi rast in Essen und Köln plötzlich auf Menschen zu und fährt sie um - mehrere werden schwer verletzt. Nun hat vor dem Kölner Landgericht der Prozess gegen den mutmaßlichen Fahrer (44) begonnen.
Dem 44-Jährigen wird unter anderem versuchter Mord in vier Fällen vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann wegen einer psychischen Erkrankung schuldunfähig ist. Es wurde ein sogenanntes Sicherungsverfahren beantragt.
Laut Antragsschrift soll der Deutsch-Jordanier am 5. August 2024 zunächst in Essen mit seinem Taxi auf eine Personengruppe zugefahren sein, wobei er den Wagen "mit quietschenden Reifen" beschleunigt habe. Die Menschen konnten gerade noch zur Seite springen.
Daraufhin soll er "ungebremst und mit überhöhter Geschwindigkeit" eine Frau auf einem Zebrastreifen umgerissen haben - die 51-Jährige wurde durch den Aufprall in die Luft geschleudert und erlitt unter anderem Wirbelbrüche.
Anschließend soll der Mann nach Köln gefahren sein. In den engen Gassen der Altstadt soll er erneut mit hohem Tempo und aufheulendem Motor gezielt auf Menschen zugerast sein. Insgesamt vier Frauen wurden angefahren und zum Teil schwer verletzt.
"Stimmen" sollen Taxifahrer die Tat befohlen haben
Der Kellner eines Brauhauses versuchte das Taxi zu stoppen, indem er sich ihm in den Weg stellte - der Fahrer bremste jedoch nicht ab. Obwohl der Kellner vom Außenspiegel gestreift und leicht verletzt wurde, nahm er zu Fuß die Verfolgung auf. Als der Taxifahrer kurz darauf anhielt und wegrennen wollte, konnte der Kellner ihn bis zum Eintreffen der Polizei festhalten.
Am ersten Verhandlungstag sagte der 44-Jährige, er könne sich an den Tatablauf nicht erinnern. Nach seiner Festnahme war er in eine psychiatrische Klinik gekommen. Den Ärzten dort hatte er laut Gericht gesagt, er sei vor Jahren verzaubert worden und höre seitdem Stimmen. Diese hätten ihm unter anderem solche Dinge befohlen - also Menschen anzufahren. Im Prozess bestätigte der 44-Jährige diese Aussagen.
Nach Angaben der Staatsanwältin ist der Mann seit mindestens 2011 an paranoider Schizophrenie erkrankt. Die Staatsanwaltschaft will seine dauerhafte Unterbringung in einer Psychiatrie erreichen. Für den Prozess sind fünf weitere Verhandlungstage bis Anfang März terminiert.
Titelfoto: Horst Konopke