Cold Case nach mehr als 35 Jahren vor Abschluss? Prozess gegen 56-Jährigen eröffnet

Köln - Der Kriminalfall liegt so lange zurück, dass es noch um Deutsche Mark gegangen sein soll: Mehr als 35 Jahre nach einem mutmaßlichen Angriff auf einen damals 50-Jährigen in Köln hat der Prozess gegen einen Verdächtigen begonnen.

1987 soll der Tatverdächtige seinem Opfer mit einem Pokal auf den Kopf geschlagen haben - erst heute wurde gegen ihn der Prozess eröffnet.
1987 soll der Tatverdächtige seinem Opfer mit einem Pokal auf den Kopf geschlagen haben - erst heute wurde gegen ihn der Prozess eröffnet.  © Thomas Banneyer/dpa

Dem Angeklagten - selbst nun 56 Jahre alt - wird vorgeworfen, dem Opfer im Mai 1987 mit einem Pokal auf den Kopf geschlagen zu haben, um an Geld zu kommen. Er habe versucht, "aus Habgier zu töten", warf ihm die Anklage am Dienstag vor. Es sei ein versuchter Raubmord gewesen.

Der Verteidiger des 56-Jährigen erklärte zum Prozessauftakt, dass sein Mandant sich nicht zu den Vorwürfen und zu seiner Person äußern werde.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass das spätere Opfer an einem Maiabend 1987 in mehreren Gaststätten im Kölner Stadtteil Ehrenfeld unterwegs gewesen war und Bier getrunken hatte. In einer Kneipe habe der Mann dann den nun Angeklagten kennengelernt. Später hätten die beiden beschlossen, in die Wohnung des späteren Opfers zu gehen, um dort weiter Bier zu trinken.

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Dort habe der Angeklagte dem 50-Jährigen dann mit "einem Pokal mehrfach wuchtig auf den Kopf" geschlagen, so die Vorwürfe. Anschließend soll er "mehrere hundert D-Mark" aus Portemonnaie und Bettkasten entwendet haben.

Das Opfer habe er gleichwohl mit lebensgefährlichen Kopfverletzungen "seinem Schicksal überlassen" - obwohl ihm bewusst gewesen sei, dass der Mann sterben könnte.

Opfer konnte schwerverletzt gerettet werden

Der 50-Jährige wurde am nächsten Morgen mit schweren Kopfverletzungen in seiner Wohnung gefunden. Mit einer Not-Operation konnte sein Leben gerettet werden. 2013 starb der Mann.

Der Fall hatte lange als "Cold Case" gegolten - also als Fall, bei dem der Durchbruch nicht recht gelingen wollte. Im vergangenen Oktober hatten Polizei und Staatsanwaltschaft dann aber von einer Festnahme berichtet. Damals hieß es, dass entsprechende DNA bei einer neueren Untersuchung an der mutmaßlichen Tatwaffe festgestellt worden sei.

In Köln gibt es eine spezielle "Cold Cases"-Ermittlungsgruppe der Polizei. Sie untersucht systematisch ungeklärte Tötungsdelikte aus den Jahren 1970 bis 2015.

Titelfoto: Thomas Banneyer/dpa

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