Urteil in Koks-Taxi-Prozess gefallen: "Ein wirklich ungewöhnlicher Fall"
Hamburg - Im Prozess um den Fahrer eines illegalen Drogenlieferdienstes in Hamburg wurde am Mittwoch das Urteil verkündet: Der heute 34-Jährige wurde zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten verurteilt. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt.
Der Angeklagte hatte bereits vor dem Prozess ein vollumfängliches Geständnis abgelegt und betont, seine Taten zu bereuen.
Er gab zu, im Zeitraum zwischen September 2020 bis Juli 2021 als Fahrer einer Drogenbande Kokain, Marihuana und Ecstasy ausgeliefert zu haben. Von einer Wohnung in der Holstenstraße in Altona aus wurden die Drogen in Hamburg sowie gegen Aufpreis auch im weiteren Umland ausgefahren.
Die Absprachen mit Kunden organisierten die Mitglieder über Messengerdienste wie WhatsApp und Signal. Dabei ging die Bande höchst professionell und strukturiert vor.
"Mehr Bande geht nicht", erklärte die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer. Der Angeklagte sei Teil dieser Bandenstruktur gewesen, habe dabei aber auf unterster Ebene agiert.
Er habe zudem schon früh Angaben bei der Polizei gemacht, die für die weiteren Ermittlungen hilfreich gewesen seien. "Ihm ist anzusehen, dass ihn dieses Verfahren mehr als mitgenommen hat", sagte die Staatsanwältin weiter. "Als stünde er selbst noch immer fassungslos vor der getroffenen Fehlentscheidung."
"Es handelt sich wirklich um einen ungewöhnlichen Fall einer Betäubungsmittel-Straftat", erklärte auch die Richterin bei der Urteilsverkündung und betonte in Richtung des Angeklagten: "Dass Sie hier eine Bewährung bekommen, ist dem Umstand zu verdanken, dass Sie sich so kooperativ gezeigt haben."
Ein Ermittler des zuständigen Fachkommissariats hatte im Prozess ausgesagt, dass der Angeklagte der erste aus dem Täterkreis gewesen sei, der ihre Erkenntnisse größtenteils hatte bestätigen konnte.
Seitdem habe es Verfahren gegen 17 weitere Personen aus dem Täterkreis gegeben.
Ermittler kamen der Koks-Taxi-Bande zufällig auf die Schliche
Im Juli vergangenen Jahres waren bereits vier Hinterleute der Bande im Alter von 23 und 28 Jahren zu Haftstrafen zwischen vier und fünf Jahren verurteilt worden. Auch sie waren geständig.
Dabei waren die Ermittler den Drogenkurieren eher zufällig auf die Schliche gekommen, nachdem einer der Fahrer bei einer Verkehrskontrolle aufgefallen war. Bei einer Hausdurchsuchung fanden die Beamten daraufhin Handys mit entsprechenden Chats.
Observierungen der einzelnen Chatmitglieder ließen schließlich die gesamte Gruppe auffliegen - der mutmaßliche Kopf der Bande sei allerdings noch immer nicht gefasst, hieß es.
Titelfoto: TAG24/Franziska Rentzsch