YouTube-Star Simon Desue gesteht vor Gericht: "Mein ganzer Kanal ist fiktiv"
Hamburg/Dubai - Am Dienstag hatte der YouTube-Star Simon Desue einen denkbar unglamourösen Auftritt. Denn der 28-Jährige musste seine neue Wahlheimat Dubai verlassen, um sich vor dem Hamburger Amtsgericht zu verantworten. TAG24 war für Euch im Gerichtssaal dabei.
Hintergrund ist eine Video-Reihe, in der Simon vorgibt, 10.000 Euro Falschgeld im Darknet erworben zu haben, um damit einzukaufen (TAG24 berichtete).
Im Online-Portal der Polizei ging daraufhin eine anonym gestellte Strafanzeige ein.
Die Staatsanwaltschaft ermittelte gegen den 28-Jährigen wegen der Vortäuschung einer Straftat (TAG24 berichtete).
Denn klar ist: Die Geschichte von Simon Desue ist frei erfunden. Auch in einem Disclaimer unter dem Video steht der Hinweis, dass Personen und Handlung nicht real seien. Aber reicht das aus, dass der Zuschauer die Fiktion als solche erkennt?
Der Staatsanwalt bezweifelte dies zunächst, das Video erwecke den Eindruck, real zu sein, betonte er. Der Disclaimer genüge nicht, um das Video als Fake zu erkennen. Simon hätte damit rechnen müssen, dass seine Follower die Behörden informieren.
Tatsächlich dürften allein die zahlreichen Kommentare unter dem Video deutlich machen, dass viele Follower die Geschichte geglaubt haben.
Simon Desues Anwalt nannte die Anklage dagegen schlichtweg "absurd". Es sei eindeutig zu erkennen, dass der YouTuber lediglich Geschichten erzähle, sein Mandant sei Künstler, eine Anklage widerspreche der Kunstfreiheit.
Das Gericht stimmte der Einschätzung zu. "Ich bin mir sicher, dass Sie keinen Eventualvorsatz hatten", erklärte die Richterin. Das überraschende Urteil: Freispruch!
Ist "Simon Desue" eine reine Kunstfigur?
Joshua Paul Weißleder, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, gab sich vor Gericht eher kleinlaut. "Ich bin nervös", sagte er zu Prozessauftakt.
Die Person in den Videos sei keinesfalls mit seiner realen Person gleichzusetzen.
Später erklärte er: "Am Ende des Tages ist mein ganzer Kanal fiktiv." Zwar handle es sich bei Enisa Bukvic, die häufig in seinen Videos auftritt, auch tatsächlich um seine Freundin und auch sein Haus sei real - mit seinen Geschichten wolle er aber lediglich unterhalten.
Der YouTuber sei davon ausgegangen, dass die Leute das schon wüssten. Mit einem solchen Strafverfahren habe er niemals gerechnet, es tue ihm aber Leid.
Tatsächlich ist es nicht das erste Mal, dass Simon wegen seiner Videos vor Gericht steht. Schon einmal hatte es eine Razzia in seinem Haus gegeben, nachdem der YouTuber in seinen Videos mit täuschend echten Waffen hantiert hatte. Doch auch damals wurde die Anklage fallen gelassen.
Die Razzia habe ihm aber die Augen geöffnet, beteuerte der 28-Jährige jetzt vor Gericht. Er habe nie jemandem schaden wollen.
Mitte Dezember war der YouTuber mit seiner Freundin nach Dubai ausgewandert, er kam am Dienstag nur für den Prozess zurück in seine einstige Heimatstadt.