Neunjähriger stirbt nach Nasen-OP: Urteil erneut verschoben
Hamburg - Im Prozess um den Tod eines Neunjährigen nach einer Routine-Operation ist das Urteil erneut verschoben worden.
"Ein Verteidiger ist an Corona erkrankt", sagte die Vorsitzende Richterin am Dienstag vor dem Landgericht Hamburg. Außerdem sei die Beweisaufnahme noch nicht abgeschlossen, da die Verteidigung einen weiteren Zeugen vernehmen möchte. Die Richterin setzte daraufhin drei weitere Verhandlungstage an.
Eigentlich sollte in dem Prozess am Dienstag das Urteil verkündet werden. Der Junge war 2007 an der Nase operiert worden, um seine Atmung zu verbessern. Im Aufwachraum kam es zu Komplikationen, der Neunjährige starb eine Woche später.
Das Kind sei nicht ausreichend überwacht worden, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Außerdem sei die Praxis nicht so ausgestattet gewesen, wie es die medizinischen Standards vorsehen würden. Auch die Patientenaufklärung zu den Operationsrisiken soll bewusst unzureichend erfolgt sein.
Die Staatsanwaltschaft hatte ein Jahr Haft auf Bewährung für den behandelnden Arzt gefordert. Der 65 Jahre alte Operateur habe sich der Körperverletzung mit Todesfolge schuldig gemacht, hieß es.
Für den 69 Jahre alten Mitinhaber der HNO-Praxis in Hamburg-Harburg beantragte die Staatsanwaltschaft eine Geldstrafe in Höhe von 18 000 Euro wegen Beihilfe zur Körperverletzung mit Todesfolge. Die Verteidiger forderten Freispruch für ihre Mandanten.
Der Fall hat bereits viele Gerichte beschäftigt - zweimal auch das Bundesverfassungsgericht. 2009 wurde eine Narkoseärztin zu einer Geldstrafe verurteilt. Der aktuelle Prozess begann Anfang Mai vergangenen Jahres.
Erstmeldung: 9. Mai, 5.39 Uhr. Aktualisiert: 14.19 Uhr
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