Kind (†9) stirbt nach Nasen-OP: Prozess wird überraschend verlängert

Hamburg - Der Hamburger Prozess um den Tod eines Neunjährigen bei einer Routine-Operation geht nach den Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigern überraschend weiter.

Ein angeklagter Arzt (l.) steht neben Rechtsanwälten Leon Kruse (r.), Ulrich Steffen (2.v.r.) im Sitzungssal. Die Verteidiger forderten am Donnerstag Freispruch. Ursprünglich hatte das Gericht anschließend sein Urteil verkünden wollen.
Ein angeklagter Arzt (l.) steht neben Rechtsanwälten Leon Kruse (r.), Ulrich Steffen (2.v.r.) im Sitzungssal. Die Verteidiger forderten am Donnerstag Freispruch. Ursprünglich hatte das Gericht anschließend sein Urteil verkünden wollen.  © Jonas Walzberg/dpa

Das Landgericht griff am Donnerstag einen Beweisantrag auf, den ein Verteidiger von einem der beiden angeklagten HNO-Ärzte in seinem Schlussvortrag hilfsweise gestellt hatte.

Die Kammer will nun eine Mitarbeiterin der HNO-Praxis in Hamburg-Harburg als Zeugin hören. Sie soll nach Angaben des Verteidigers bekunden können, dass bereits im Jahr 2007 in der Praxis Pulsoximeter vorhanden waren. Mit diesen Geräten kann die Sauerstoffsättigung des Blutes gemessen werden.

Der Neunjährige war im März 2007 an der Nase operiert worden, um seine Atmung zu verbessern. Im Aufwachraum kam es zu Komplikationen, der Junge starb eine Woche später.

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Das Kind sei nicht ausreichend überwacht worden, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Außerdem sei die Praxis nicht so ausgestattet gewesen, wie es die medizinischen Standards vorsahen. Auch die Patientenaufklärung zu den Operationsrisiken soll bewusst unzureichend erfolgt sein.

Die Staatsanwaltschaft hat ein Jahr Haft auf Bewährung für den behandelnden Arzt gefordert. Der 65 Jahre alte Operateur habe sich der Körperverletzung mit Todesfolge schuldig gemacht, hieß es. Für den 69 Jahre alten Mitinhaber der Praxis beantragte die Staatsanwaltschaft eine Geldstrafe von 150 Tagessätzen zu je 120 Euro wegen Beihilfe zur Körperverletzung mit Todesfolge.

Die Verteidiger forderten am Donnerstag Freispruch. Ursprünglich hatte das Gericht anschließend sein Urteil verkünden wollen.

Erstmeldung: 13. April, 6 Uhr. Aktualisierung: 16.28 Uhr.

Titelfoto: Jonas Walzberg/dpa

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