Prozess gegen Ex-SS-Wachmann: KZ-Überlebende schildert Gräueltaten

Hamburg – Der Prozess gegen einen früheren SS-Wachmann im KZ Stutthof wird am Freitag um 10.30 Uhr mit der Anhörung einer weiteren Zeugin am Hamburger Landgericht fortgesetzt.

Der Angeklagte wird im Rollstuhl aus dem Gerichtssaal gebracht.
Der Angeklagte wird im Rollstuhl aus dem Gerichtssaal gebracht.  © Daniel Reinhardt/dpa

Sie ist nach Angaben der litauischen Botschaft in Israel eine jüdische Überlebende des Konzentrationslagers bei Danzig und war zuvor im Ghetto von Kaunas (Litauen).

Die Zeugin sei im Juli 1944 zusammen mit ihrer Mutter nach Stutthof gebracht worden, sagte ein Gerichtssprecher. Ihre Mutter wurde den Angaben zufolge dort getötet, sie selbst kam zwei Monate danach in ein anderes Lager.

Dem 93 Jahre alten Angeklagten wird Beihilfe zum Mord in 5230 Fällen vorgeworfen. Durch seinen Wachdienst von August 1944 bis April 1945 soll er "die heimtückische und grausame Tötung insbesondere jüdischer Häftlinge unterstützt" haben.

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Zu seinen Aufgaben habe es gehört, die Flucht, Revolte und Befreiung von Gefangenen zu verhindern. Der Prozess läuft seit Mitte Oktober vor einer Jugendstrafkammer, weil der Beschuldigte zur Tatzeit 17 bis 18 Jahre alt war.

Zuletzt war via Videoschaltung eine in Australien lebende 92-Jährige als Zeugin gehört worden. Nach ihrer Ankunft in dem Lager bei Danzig im September 1944 hätten Aufseherinnen sie bespuckt, getreten und ihr die Nase gebrochen, berichtete die gebürtige Polin Halina Strnad aus Melbourne.

Sie und andere jüdische Frauen hätten dort als "Untermenschen" gegolten. Zuvor hatten bereits Überlebende aus Polen und Israel Gräueltaten in dem KZ geschildert.

Der Angeklagte hat mehrfach ausgesagt, dass er die Ideologie der Nationalsozialisten nie geteilt habe. Einen Beitrag zum Holocaust will der ehemalige Wachmann nach eigenem Bekunden nicht geleistet haben.

Am Freitag geht der Prozess in die nächste Runde.
Am Freitag geht der Prozess in die nächste Runde.  © Georg Wendt/dpa Pool/dpa

Titelfoto: Daniel Reinhardt/dpa

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