Erst stach Angeklagter 50 Mal auf seine Frau ein, dann ging er essen
Hamburg - Er tötete Juliet H. mit 50 Messerstichen und ging dann zum Essen in ein Schnellrestaurant: Im Prozess um die Tötung einer vierfachen Mutter in Hamburg hat der angeklagte Ehemann ein schockierendes Geständnis abgelegt.
"Ich möchte mich bei allen entschuldigen, denen ich damit wehgetan habe", sagte der 50 Jahre alte Deutsche am Freitag am Landgericht Hamburg.
Es sei am Tattag im Dezember 2018 in der Wohnung der 42-Jährigen, die von ihm getrennt lebte, zu einem verhängnisvollen Streit gekommen.
"Dann bin ich praktisch total durchgedreht." An die Bluttat selbst habe er kaum noch Erinnerungen.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Totschlag vor. Er soll Juliet H. im Stadtteil Altona-Nord mit 50 Messerstichen getötet haben.
Er habe eine halbe Stunde neben der Leiche gesessen und dann seine blutverschmierten Hände gewaschen, berichtete der Mann ruhig und gefasst.
Dann habe er die Wohnung verlassen, ohne jemanden zu alarmieren. "Ich hatte Hunger", sagte er und sorgte mit dieser Aussage für ein Raunen auf den Zuschauerbänken.
Ob er noch andere Gefühle außer Hunger gespürt habe, wollte die Vorsitzende Richterin wissen. "Ich war irgendwie traumatisiert", sagte der 50-Jährige.
Nach dem Essen in einem Schnellrestaurant habe er in einem Geschäft einen Musikfilm angeschaut.
Angeklagter hatte zuvor Tötungsfantasien
Sein elfjähriger Sohn fand die Leiche schließlich. Der Familienvater wurde später in seiner Wohnung in Hamburg-Dulsberg festgenommen.
Der Angeklagte und Juliet H. hatten zwei gemeinsame Kinder. Kennengelernt hatte sich das Paar im Herbst 2006.
Erst nach der Geburt seines zweiten Kindes habe er herausgefunden, dass die aus Afrika stammende Frau in ihrer Heimat bereits zwei Kinder hatte, sagte der Angeklagte. "Das war ein Vertrauensverlust, da war ich enttäuscht."
Sie hätten beide nicht viel verdient, sagte der 50-Jährige, der in einem Call-Center arbeitete. Deshalb sei es immer wieder zum Streit gekommen, weil seine Partnerin Geld nach Afrika schickte. Schließlich habe er eingewilligt, ihre beiden älteren Kinder nach Deutschland zu holen.
"Dann hatte sie praktisch alles erreicht, dann hat sie mich verlassen", sagte der Angeklagte über die Trennung im Sommer 2017.
Er sei nicht damit klargekommen, seine Kinder nur noch am Wochenende zu sehen. Mehrmals habe er wegen einer Depression in psychiatrischen Einrichtungen behandelt werden müssen, berichtete der Mann. Den Ärzten erzählte er von Fantasien, seine Frau zu töten.
Der Angeklagte soll sie bereits vor der Bluttat mit einem Elektroschocker angegriffen und gewürgt haben. Es gab zudem Vorwürfe, er habe die Kinder geschlagen.
Doch das bestritt der Mann: "Ich bin kein gewalttätiger Vater gewesen."
Titelfoto: dpa/Christian Charisius