Wahn und Beziehungs-Wirrwarr: Crystal-Süchtige sticht auf ihre Ex-Freundin ein
Dresden - Ein wirres Beziehungsgeflecht und jede Menge Crystal: Dieser Cocktail eskalierte auf dem Gelände des ehemaligen Linoleumwerks in Kohlmühle so heftig, dass sich Jaqueline S. (23) seit dem gestrigen Dienstag wegen versuchten Totschlags vor dem Dresdner Landgericht verantworten muss.
Dort räumt sie die Messerattacke auf ihre ehemalige Freundin Ivonne B. (38) ohne Umschweife ein.
Es ist eine Parallelwelt, die sich dort auf dem alten Fabrikgelände angesiedelt hat: Der Besitzer der Ruine bietet Leuten Wohnraum, die dort wiederum kleinere Sanierungsarbeiten durchführen. Das nutzen einige, deren Leben bislang nicht gerade einfach gelaufen ist.
Eine davon: Jaqueline S. Eigenen Angaben zufolge wuchs sie einige Jahre bei der Oma ihrer Halbschwester auf, da die Mutter kriminell war. Sie landete mit 13 Jahren im Heim, wurde drogenabhängig, schmiss die Schule und wurde schließlich obdachlos. Da dem Bekannten ihres Opas das Gelände gehört, kam sie 2021 dort unter.
"2022 habe ich die Ivonne kennengelernt und bei mir aufgenommen", so die Angeklagte. Auch Ivonne soll abhängig von Crystal gewesen sein. Man habe gemeinsam konsumiert und sich mit der Entmantelung von Kupferkabeln etwas dazuverdient.
Sie schlug dem Mann die Nase blutig
Doch zwei Wochen vor der Tat schmiss Jaqueline sie wieder raus, wirft ihr vor, sie bestohlen zu haben. Ivonne B. zog daraufhin zu Jaquelines Stiefvater, der ebenfalls auf dem Gelände lebt. Jaqueline wiederum begann eine Affäre mit Ivonnes Ex-Freund.
Das schien dieser jedoch nicht zu passen: "Sie ist nachts um das Haus geschlichen", so die Angeklagte. Nachdem sie Crystal konsumiert hatte, redete sie sich plötzlich ein, ihre Affäre würde mit Ivonne B. unter einer Decke stecken, um sie zu bestehlen. Darum schlug sie dem Mann die Nase blutig.
"Ich wollte gerade Zwiebeln schneiden, da habe ich Ivonne an der Tür gesehen", so Jaqueline S. Sie stürmte raus, beschimpfte Ivonne. "Da ist sie auf mich zugekommen", sagt sie. "Da habe ich die Hand gehoben und ihr mit dem Messer in die Schulter gestochen. Es war wie ein Reflex."
Glücklicherweise war die drei Zentimeter tiefe Stichwunde nicht lebensgefährlich, der Prozess wird fortgesetzt.
Titelfoto: Steffen Füssel//Marko Förster