Um es richtig krachen zu lassen: Dresdner Hobbybastler hantiert sorglos mit Sprengstoff
Dresden - "Ich habe mich schon als kleiner Junge dafür interessiert. Das ist faszinierend", wenn Thomas V. (33) von seinem Hobby erzählt, leuchten seine Augen. Allerdings rief seine Leidenschaft Polizei und Justiz auf den Plan. Er "bastelte" Feuerwerk und orderte kiloweise die Grundsubstanzen für Böller und Co. im Netz. Nun saß der Hausmeister wegen verbotenen Umgangs mit explosionsgefährlichen Stoffen vor der Amtsrichterin in Dresden.

"Ich habe überhaupt nicht darüber nachgedacht. Ich bin so froh, dass weder andren noch mir was passiert ist", sagte Thomas so einsichtig wie reuig.
Er bestellte beim weltweit größten Versandhändler Schwefel, Holzkohlepulver oder Eisenoxid. Und - schöne neue Welt - der Algorithmus bot ihm sofort an, "was andere Kunden auch bestellten". Und prompt orderte der Hobbypyromane weiter. Zehn Meter Zündschnur, über zwei Kilo Kaliumnitrat und so weiter.
Mit Anleitungen aus dem Netz werkelte Thomas am heimischen Stubentisch in seiner Neustädter Wohnung an "Fontänenfeuerwerken" oder Böllern, die "bunte Sterne" auswerfen. Was er nicht wusste: Zwar warnt das Versandhaus nicht, dass für den Kauf der gefährlichen Stoffe besondere Genehmigungen nötig sind.

Aber seit den furchtbaren Taten des norwegischen Massenmörders Breivik, der seine "Bombenzutaten" im Baumarkt kaufte, bekommen Behörden immerhin Meldungen über derlei Großkäufe.
Das LKA bekam Wind von den Lieferungen

So bekam Anfang 2024 das LKA Wind von den Lieferungen nach Dresden und rückte zur Razzia aus. Bereitwillig zeigte Thomas seine Vorräte und ließ den Experten den Atem stocken.
"Was er zusammenbaute, macht nicht nur einfach Durchzug", so ein Oberkommissar. "Das kracht richtig." Zwar habe der Bastler "sein Handwerk" verstanden, "aber er darf es eben nicht", so der Polizist weiter. "Zumal die Lagerung sehr gefährlich war."
Da stand der Aschenbecher zwischen Schwarzpulver, gebastelte Raketen und gefährliche Stoffe tummelten sich quer in der Wohnung. "Gerade Schwefel ist leicht entzündlich", so der Experte. "Wenn da was Feuer gefangen hätte..." Zumal in der Wohnung auch zwei Stoffe lagerten, die zur Herstellung des unlöschbaren Thermit benutzt werden können!

"Ich mache das nie wieder", beteuerte Thomas, der sich schon bei seinen Nachbarn wegen der Razzia erklären musste. "Das war alles so peinlich." Die Richterin nannte seine Aktionen "erschreckend gefährlich" und verdonnerte den reuigen Pyromanen zu 3200 Euro Strafe.
Titelfoto: Fotomontage: Peter Schulze//imago images/imagebroker