Er hatte wohl sogar Hilfe von der Polizei: Angeklagter Stalker verhöhnt sein Opfer vor Gericht
Bautzen - Er soll insgesamt vier Jahre lang hinter Gitter, weil er seine Ex-Freundin jahrelang stalkte. Im Prozess am Amtsgericht Bautzen gegen Josef A. (40) forderte jetzt die Staatsanwältin Gefängnis für den in Österreich geborenen Libanesen. Der bestreitet nicht nur die Vorwürfe, sondern hatte bei seinen Taten offenbar auch noch Hilfe von der Polizei!
Fast 200 Anzeigen stellte Alice H. (30) gegen ihren Ex. Und das nicht ohne Grund:
Immer wieder aber habe der 40-Jährige ihr in Neukirch aufgelauert, gedroht, die Familie drangsaliert und offenbar auch vor Körperverletzungen nicht zurückgeschreckt.
Die Anordnungen nach dem Gewaltschutz, sich der jungen Frau nicht mehr zu nähern, ignorierte er beflissentlich.
Im Prozess bestritt Josef A. die Vorwürfe, verhöhnte gar sein Opfer und dessen gesamte Familie, benahm sich sehr unflätig. Sogar seine Anwälte beantragten, ihren rabiaten Mandanten begutachten zu lassen.
Offenbar sei er derart krankhaft eifersüchtig, dass seine Steuerungsfähigkeit eingeschränkt war. Der Antrag wurde jedoch abgelehnt.
Aber vielleicht fühlte sich Josef A. auch deshalb im Recht, weil er polizeiliche Hilfe hatte: Ein 47-jähriger Beamter aus dem Revier Bautzen soll dem Automechaniker Infos zugesteckt haben.
Und das immer, wenn sich die 30-jährige Alice H. über ihren Ex-Freund wieder beschwerte.
Polizist soll ihm immer wieder Informationen zugesteckt haben
Der Beamte wurde im Sommer 2018 suspendiert. Das anhängende Disziplinarverfahren ruht.
Das zuständige Innenministerium will mit einer Entscheidung warten, bis der Polizist wirklich verurteilt ist. Die Anklage wegen "Verletzung des Dienstgeheimnisses" liegt im Amtsgericht Bautzen. Ob sie zugelassen und der Fall verhandelt wird, ist noch nicht entschieden. Am Freitag jedenfalls bekommt zunächst Josef A. sein Urteil.
Titelfoto: Peter Schulze