Skurriler Prozess: Tesla-Fahrer raste dem Polizeichef davon
Görlitz - Schnelles Auto bedeutet nicht automatisch Raserei. Das ist das Fazit eines Prozesses am Amtsgericht Görlitz.
Tesla-Fahrer Silvio S. (44) war zwar dem Rektor der Polizeihochschule davongefahren. Aber ein verbotenes Kraftfahrzeugrennen war das laut Richter nicht.
Der Reihe nach: Im Februar 2020 fuhr Installateur Silvio mit seinem Schmuckstück Tesla Model 3 SR+ (340 PS) heim nach Rothenburg. Hinter ihm fuhr Carsten Kaempf (52) im Dienst-Benz zur Hochschule.
"Der Wagen hatte einen recht dynamischen Fahrstil - und ich dachte anfangs, dass der vielleicht gestohlen ist", so Kaempf, der ab Juli Polizeichef von Chemnitz wird. Er rauschte dem Boliden hinterher. Die Männer hatten ja denselben Weg.
Laut Anklage raste Silvio dabei auf der Staatsstraße 127 mit bis zu 180 km/h, angeblich auch durch Ortschaften.
Nun drohte ihm wegen grob fahrlässigen und rücksichtslosen Verhaltens Geldstrafe und Führerscheinentzug.
Angeklagter filmte die Fahrt mit Kameras
"Ich bin nicht gerast. Das Auto ist wirklich sehr dynamisch. Das wird meist anders wahrgenommen", so der Tesla-Fahrer. Stimmt wohl: Kann der Wagen doch in drei Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen.
Außerdem bemerkte Silvio den Verfolger-Benz und schaltete "zur Sicherheit" alle acht installierten Kameras am Wagen an.
Diese Videos schaute sich im Prozess der Richter an. Zwar zeigten die Filmchen keine konkreten Tachostände. Aber von wilder Fahrt, rasanten Überholmanövern oder gar Raserei konnte nicht die Rede sein. Der Nachweis war also eher schwierig.
Die Tour endete bei Silvio vor der Haustür, wo der Polizeichef ausstieg, seinen Dienstausweis zog und die Kollegen für eine Alkoholkontrolle rief. Ergebnis: 0,0 Promille ... Der Richter stellte das Verfahren gegen Silvio S. ein.
Üblicherweise gegen eine Geldauflage, die der Tesla-Fahrer zu zahlen hat. Die fälligen 200 Euro bekommt der Zoo Görlitz.
Titelfoto: Peter Schulze