Schleuser bekommt Bewährungsstrafe und macht sofort weiter: 44-Jährige kommt ums Leben
Dresden - "Hau ab, Emil", war die letzte Nachricht, die Gasan P. (25) von seinem Auftraggeber per Handy empfing. Minuten später wurde der Georgier mit dem Spitznamen Emil festgenommen. Derzeit sitzt er auf der Anklagebank im Landgericht Dresden.
Laut Anklage fuhr er einen Transporter mit acht ungesicherten Flüchtlingen auf der Ladefläche. Der Wagen verunglückte. Eine Frau (†44) starb. Im Prozess gegen den Todesschleuser sagte nun ein Fahnder aus.
So fand der Bundespolizist (49) auf dem Handy von Gasan einen Gruppenchat. Vier Männer gaben darin in jener Nacht im Juli 2023 ständig ihre Standorte und Infos durch.
Drei fuhren die drei Transporter, auf deren Ladeflächen die Flüchtlinge hockten. In einem VW Taigo saß Begleiter "Musa", der Anweisungen gab. Ohne Stopp rasten die Fahrzeuge damals von Budapest nach Deutschland.
Besagter Musa konnte einer Gruppe um zwei georgische Brüder zugeordnet werden.
"Fahrer werden in Georgien, der Ukraine und Aserbaidschan angeworben", so der Polizist. "Aber nicht alle haben Zugang zur Kerngruppe. Gasan P. schon." Der Beweis fand sich wieder im Handy.
Gasan P. erhielt im Mai 2023 eine Bewährungsstrafe
Im Mai 2023 wurde Gasan nach einer Bewährungsstrafe wegen Schleusens aus der U-Haft (vom Amtsgericht Görlitz) entlassen.
Ein Video zeigt ihn wenig später mit anderen Schleusern ausgelassen am Geburtstagstisch von Musa. "Er wurde also sofort wieder in die Gruppe integriert", so der Polizist. Eine Gruppe, die offenbar hocheffizient arbeitet.
So geht der Großteil der Schleuserverfahren, die derzeit am dadurch völlig überlasteten Amtsgericht Pirna anhängig sind, auf jenen Trupp zurück.
Allein Gasan konnte die Anklage durch die Handyauswertung weitere fünf Schleusungen anlasten. Denn die Flüchtlinge werden am Zielort fotografiert, sozusagen als "Arbeitsnachweis" der Schleuser.
Aufgegriffene Flüchtlinge wiederum fotografiert die Polizei. Ein Abgleich mit dem Gesichtserkennungsprogramm erbrachte, dass Gasan bis zur Todesschleusung und nur wenige Tage nach seiner Haftentlassung wieder fuhr.
Der Prozess wird fortgesetzt.
Titelfoto: Bildmontage: Steve Schuster, Marko Förster