Schachgroßmeister als Messerstecher angeklagt - Er kann sich an nichts erinnern
Dresden - Wer stach Kristian F. (39) in den Hals? Laut Anklage war es Stadtstreicher Ulrich K. (59). Doch er kann sich an wenig erinnern. Fest steht: Im Februar spritzte im Obdachlosenheim Florastraße das Blut.
Die Polizisten wurden kurz vor 22 Uhr an den Tatort gerufen.
Dort versuchte Heimbewohner Kristian gerade, seine tropfende Wunde mit der Hand abzudrücken. Er saß in einer Blutlache. Das Tatmesser hatte eine Klingenlänge von 15 Zentimetern.
"Uns sagte er, ins Messer gefallen zu sein. Es gab keine Anzeichen für eine Straftat", erinnert sich ein Beamter. Vielmehr habe man einen Unfall oder Selbstmordversuch vermutet. Bis der Wohnungslose seine Aussage im Krankenhaus revidierte, plötzlich Heimkollege Ulrich als Täter ins Spiel brachte.
Der steht jetzt wegen versuchten Totschlags vor Gericht.
Angeklagter trinkt Wodka, dann kommt Karsten D. dazu
Der Angeklagte: "Ich habe mit einem Kumpel Wodka getrunken, irgendwann stieß Herr F. dazu. Meine letzte Erinnerung ist, dass er zu einer längeren Rede ansetzte. Ich habe kein Wort verstanden."
Dann sei wohl die Tat begangen worden, er habe "grünes und rotes Blut" auf dem Fußboden wahrgenommen. "Zeitnah erkannte ich, dass er verletzt war und ich etwas damit zu tun habe. Dann nahm ich meinen Rucksack und ging."
Der Beschuldigte hat eine interessante Biografie, war Schachgroßmeister, Programmierer, verlor dann den Halt und zog durch die Gegend.
Der Prozess wird fortgesetzt.
Titelfoto: Montage: Steve Schuster