Jahrhundert-Diebstahl im Grünen Gewölbe: 15 Millionen für Sachsen? Es sieht nicht gut aus ...

Dresden - Der Jahrhundert-Diebstahl aus dem Grünen Gewölbe. Jetzt will der Freistaat vom Wachschutz über 15 Millionen Euro Schadenersatz! Über die Klage wurde am Dienstag beim Zivilrichter am Landgericht Dresden verhandelt. Beide Seiten schenken sich im wahrsten Sinne nichts. Aber der Vorsitzende Richter Ralf Högner (60) machte Sachsen nur wenig Hoffnung auf die volle verlangte Summe.

Richter Ralf Högner (60).
Richter Ralf Högner (60).  © Thomas Türpe

Im November 2019 brachen Männer des berüchtigten Remmo-Clans ins Schloss ein, zerschlugen eine Vitrine und stahlen daraus 21 historische Schmuckstücke. Juwelen, Brillanten und Diamanten im Gesamtwert von 116 Millionen Euro verschwanden.

Während des Strafprozesses, der für fünf Täter mit einem Urteil endete, wurden zumindest einige Schmuckstücke, wenn auch ramponiert, zurückgegeben.

Der Freistaat beziffert den (Rest)-Schaden inzwischen auf 76 Millionen. Von der Dresdner Wach- und Sicherungsinstitut GmbH (DWSI) forderte Sachsen nun 15 Millionen Euro Schadenersatz zuzüglich 300.000 Euro für Schäden am Gebäude.

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Als Begründung wurden Pleiten, Pech und Pannen aufgelistet, die größtenteils während der Ermittlungen und im Prozesses gegen die Diebe aufgedeckt wurden. Allesamt haarsträubend:

So bekam das Wachpersonal nicht mit, dass die Täter schon Tage zuvor am Gitter sägten, um später durch ein Fenster einzusteigen. Der Scanner an der Außenfassade war aus. Das Sicherheitspersonal war von Handys und Gesprächen minutenlang von den Monitoren abgelenkt. Als der Bruch passierte, wurde das Licht im Saal nicht eingeschaltet, um die Täter eventuell zu verscheuchen oder zumindest vernünftige Überwachungsbilder zu bekommen.

Statt den Alarmknopf hätten die Wachleute "nur" den Notruf gewählt. Bei direktem Alarm wäre die Polizei laut der Klage des Freistaates rechtzeitig vor Ort gewesen.

Matthias Aldejohann (60, l.) und Marcel Rogg (33) von der KPMG Law sowie Karen Wagenmann (60) vom Landesamt für Finanzen als Vertreterin des Freistaats.
Matthias Aldejohann (60, l.) und Marcel Rogg (33) von der KPMG Law sowie Karen Wagenmann (60) vom Landesamt für Finanzen als Vertreterin des Freistaats.  © Thomas Türpe

Richter sieht keine guten Chancen für Sachsen

Am Landgericht Dresden wurde verhandelt.
Am Landgericht Dresden wurde verhandelt.  © Thomas Türpe

Besonders bitter: Das Wachpersonal vom gegenüberliegenden Zwinger (bewaffnet und mit Hund) sah zwar, dass da ein Audi beladen wurde, griff aber nicht ein und alarmierten auch nicht die Kollegen im Schloss.

Trotz dieser Vorwürfe und der Klage haben die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) den Vertrag mit dem Sicherheitsunternehmen jüngst verlängert. Immerhin wurden die damals Diensthabenden inzwischen versetzt.

Der DWSI weist alle Forderungen als unbegründet und ungenau zurück. Außerdem ging die Sicherheit des Personals vor. Die Ermittlungen gegen die damals Diensthabenden wurden schließlich auch eingestellt, nachdem keine Pflichtverletzung erkennbar war, so die Argumente. Das "Team Zwinger" habe nicht schießen dürfen und schon gar nicht hätte der Hund losgelassen werden dürfen.

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Auch Richter Högner und dessen Kammer werten die vorgetragenen Gründe bisher als unbegründet oder zumindest nicht kausal für die Schäden verantwortlich. So war der Außenscanner zwar aus, aber das Fenster, durch das die Diebe kamen, war eh nicht davon erfasst.

Dagegen argumentierte freilich der Freistaat, dass die "Fülle der Pflichtverletzungen" durchaus eine Verurteilung begründen würden.

Eine gütliche Einigung jedenfalls kam so nicht zustande. Nun will die Kammer am Juli ein Urteil verkünden.

Immerhin packte sich der Freistaat nach dem spektakulären Millionen-Coup an die eigenen Nasen: Die Sicherungsvorkehrungen am und im Gebäude wurden massiv überarbeitet. Inzwischen gibt es eine Abteilung Sicherheit mit sechs Mitarbeitern. Der Chef der neu gebildeten Abteilung ist der einstige Vizepräsident der Bundespolizeidirektion Berlin, Ralph Krüger.

Nach dem Einbruch stand das Grüne Gewöbe bundesweit in den Schlagzeilen.
Nach dem Einbruch stand das Grüne Gewöbe bundesweit in den Schlagzeilen.  © dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert

Der Freistaat hat 20 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um die Wachmannschaften auch in den nächsten Jahren noch kontinuierlich zu schulen. Und es gibt inzwischen eine sogenannte "Verbindungsbeamtin" der Polizei, die ständig im Kontakt mit der SKD steht.

Titelfoto: Montage: dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert, Thomas Türpe

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