Rowdy-Patient bedroht Retter mit Waffe und randaliert im Krankenhaus - Haftstrafe!
Dresden - Gewalt gegen Rettungskräfte - erst jüngst wurden Helfer an der Berliner Straße in Dresden mit Reizgas angegriffen. Die Justiz jedenfalls duldet derlei Ausfälle nicht. Der Amtsrichter brummte am Dienstag einem solchen Angreifer eine Haftstrafe auf. Sven R. (47) hatte sowohl einen Sanitäter als auch einen Pfleger attackiert.
Ralf B. (54, Name geändert) ist seit über 30 Jahren Sanitäter bei den Maltesern und einiges gewöhnt.
"Aber das war zu viel", so der Retter, der nur aussagen konnte, nachdem der Angeklagte aus dem Saal gebracht worden war. Ralf eilte im Januar 2021 zum Einsatz nach Niedersedlitz zu Sven.
"Ich hatte Rückenschmerzen", so der langzeitarbeitslose Sven. Wegen massiven Drogen- und Alkoholkonsums ist er auch psychisch krank, nahm aber keine Medikamente mehr.
"Es war Corona. Ich hatte keinerlei Außenkontakt, konnte keine Medizin holen", so Sven, der allerdings über zwei Promille hatte.
Ralf B. seinerseits klingelte im Vollschutzanzug an der Tür des Rückenkranken. "Ich dachte, der will mich wegsperren", so Sven, der eine Softairwaffe auf den Helfer richtete und drohte, ihn zu erschießen.
Auch im Krankenhaus rastete der 47-Jährige aus
Die Waffe sah so täuschend echt wie eine Pumpgun aus, dass der Sanitäter floh, sich dabei verletzte. Ob des Schocks war er sogar sechs Wochen arbeitsunfähig!
Nun rückte die Polizei an, brachte den Rückenkranken ins Diakonissenkrankenhaus. Wieder rastete Sven aus. Aus Verärgerung, 15 Minuten warten zu müssen, randalierte er im Warteraum der Klinik.
Blumentöpfe, Desinfektionsständer, Plexiglasscheibe gingen zu Bruch, der Weihnachtsbaum kam zu Fall. Wieder wurde ein Pfleger (44) verletzt. "Ich dachte, die tuscheln über mich", sagte Sven und entschuldigte sich kleinlaut.
Der Amtsrichter verurteilte den Randalierer zu acht Monaten Haft. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt.
Und der Jurist stellte klar: "Sie waren Täter, nicht Opfer. Auch wenn es ihnen nicht gut ging!"
Immer mehr Gewalt und Übergriffe
Die Übergriffe auf Retter häufen sich. Zuletzt wurden zwei Sanitäter (25, 31) in der Dresdner Friedrichstadt mit Reizgas angegriffen.
"Wir sind erschüttert über diese Eskalation von roher Gewalt gegenüber unseren Einsatzkräften. Innerhalb einer Woche ist dies bereits der zweite Fall", so Feuerwehrsprecher Michael Klahre (43).
Am häufigsten sind die Mitarbeiter von Feuerwehr und Rettungsdienst Opfer von Beschimpfungen. Wurden 2015 noch 75 Fälle notiert, so waren es 2022 insgesamt 112, in den ersten Monaten dieses Jahres schon wieder 34.
Auch körperliche Gewaltanwendung hat zugenommen. 2015 gab es 29 Fälle, 2022 66. Zehn Fälle gab es bisher in diesem Jahr.
Ärgerlich sind auch Schäden an Rettungsmitteln, weil die Täter nicht immer ausgemacht werden können und die Fahrzeuge oft tagelang nicht einsetzbar sind. 15 Mal geschah das 2021, im vergangenen Jahr "nur" fünfmal.
Laut dem Feuerwehrsprecher gehen die Angriffe hauptsächlich von alkoholisierten, unter Drogen stehenden oder Menschen mit psychischen Erkrankungen aus.
Titelfoto: Montage: picture alliance/dpa, Peter Schulze