Reifen abgefahren, Beleuchtung defekt: Schleuser geschnappt, weil er Schrottauto fuhr
Schöpstal - Im Morgengrauen stoppte die Bundespolizei im März in Schöpstal in der Lausitz einen völlig ramponierten Kleintransporter.
An dem Sprinter mit tschechischem Kennzeichen war fast nichts mehr in Ordnung, die Fahrt damit kreuzgefährlich.
Doch auf der Ladefläche entdeckten die Beamten auch noch sechs durchnässte und frierende Flüchtlinge. Nun wurde der Fahrer, Mykola V. (23), vom Amtsrichter in Görlitz verurteilt.
"Ich bitte um Verzeihung", so der Bauarbeiter aus der Ukraine, der seit Jahren in Tschechien lebt und arbeitet. "Im Winter ist die Auftragslage schlecht und ich brauchte Geld."
Also heuerte er bei Schleusern an, die ihm 2000 Euro in Aussicht stellten, damit er den Transporter samt der Flüchtlinge nach Deutschland bringt.
Weil der Wagen so tief hing, wurde er von der Polizei in Kunnersdorf gestoppt und kontrolliert. Auf der Ladefläche ohne jede Sicherung saßen fünf unterkühlte Syrer und ein Palästinenser. Zwei davon kamen ins Krankenhaus.
Außerdem listeten die Beamten die Schäden des zum Teil verrosteten Transporters auf: Reifen abgefahren, Beleuchtung defekt, Schiebetür schloss nicht, Steinschlag in der Frontscheibe, Kühlwasser und Öl unterm Minimum, die Servolenkung "machte beim Lenken Geräusche".
Ganz geheuer war die Schrottkiste wohl auch dem Fahrer nicht: "Ich habe mir während der Fahrt Sorgen gemacht und hatte Angst", so Mykola, der seit dem Aufgriff in U-Haft saß.
Nun wurde er zu 15 Monaten Haft verurteilt. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt.
Titelfoto: LausitzNews.de/Jens Kaczmarek